Ilja Sutskever war neben Sam Altman und Greg Brokman Mitbegründer von OpenAI, im Jahr 2015 als Non-Profit-Organisation gegründet. Mit dabei so illustre Personen wie Tausendsassa Elon Musk und Milliarden-Investor Helmut Thiel, inzwischen längst von der Fahne. Erklärtes Ziel damals, sicherzustellen, dass Künstliche Allgemeine Intelligenz der gesamten Menschheit zugute kommen sollte.
In den Gründungsgrundsätzen heißt es:
Wir verpflichten uns, jeden Einfluss, den wir auf den Einsatz von allgemeiner Künstlicher Intelligenz erlangen, zu nutzen, um sicherzustellen, dass er zum Nutzen aller eingesetzt wird, und um zu vermeiden, dass der Einsatz von KI oder allgemeiner Künstlicher Intelligenz der Menschheit schadet oder zu einer unangemessenen Machtkonzentration führt.
Man war damals schon besorgt darüber, dass eine spätere Entwicklung zu einem Wettlauf führen könnte, bei dem keine Zeit mehr für angemessene Sicherheitsvorkehrungen bleiben würde. Daher verpflichtete sich die OpenAI-Crew, jedes „werteorientierte“ andere Projekt zu unterstützen, wenn dieses mit einer besseren Lösung aufwarten könnte.
Das war 1915. Der Anspruch, an der Spitze der Technik zu sein, forderte viel Geld. Das musste beschafft werden. Deshalb wurde 2019 eine zweite Company gegründet, nicht mehr so profit-verboten, alles um besser Geld von Investoren einsammeln zu können. Der Verwaltungsrat der ersten Firma sollte das Sagen behalten und hatte die Aufgabe, die Einhaltung der hehren Gründungsziele zu überwachen und im Notfall auch einzuschreiten.
Das geschah bekanntlich Ende 2023. Der Verwaltungsrat kam zu der Auffassung, dass das allzu forsche Vorgehen des Chefs Sam Altman zu sehr auf Big Money aus war. Sam Altman war ein Talent in Sachen Geldbeschaffung. 13 Microsoft-Milliarden war eine Spitzenleistung. Aber so viel Schwergewicht im Beiboot brachte die Steuerungmnnschaft ins Schlingern. Ilja Sutskever war einer der Hauptmatadoren bei dem wenige Tage währenden Rauswurf von Sam Altman aus dem Board. Zu unvorsichtig das zu stürmisch sein Vorpreschen, zu geschäftstüchtig, zu leichtfertig gegenüber den Missbrauchsmöglichkeiten der Technik, zu blind für die negativen Folgen der sich anbahnenden Machtkonzentration, so der Kern der Vorwürfe.
Doch die Mehrheit des Boards hatte etwas übersehen: Die Milliarden aus dem Beiboot. Der Rest ist bekannt. Die beiden einzigen Frauen im Board der Mutterfirma, Helen Toner und Tasha McCauly verließen sofort das Board, zu toxisch für sie das Arbeitsfeld, meint die Insider-Presse herausgefunden zu haben.
Mitbegründer und Quergeist Sutskever ließ sich überreden, wenige Tage nach der Palastrevolte einen U-Turn hinzulegen und Reue zu zeigen wegen seiner Beteiligung an der Altman-Demission. Er machte weiter, zähneknirschend darf man vermuten. Doch schwere See für ihn. Wenn es um Macht geht, wird nicht gern verziehen. Am 14. Mai 2024 war es dann so weit: Ilya Sutskever wirft hin. Er verlässt OpenAI. Mit Anstand, denn man weiß, was sich gehört, seine zurückhaltende Mitteilung (via X am 14.5.2024):
Nach fast einem Jahrzehnt habe ich die Entscheidung getroffen, OpenAI zu verlassen. Die Entwicklung des Unternehmens war geradezu wundersam, und ich bin zuversichtlich, dass OpenAI unter der Führung von [Sam Altman, Greg Brokmann, Mira Murati] ... eine Allgemeine Künstliche Intelligenz entwickeln wird, die sowohl sicher als auch nützlich ist.
Wir werden sehen, ob die bekanntlich zuletzt sterbende Hoffnung sich beschwören ließ. Ergebnis der Revolte und Sutskevers anschließender Trockenzeit: De-Fakto Alleinherrschaft von Sam Altman im Schatten der Microsoft-Milliarden. Mission completed.
siehe auch: GPT 4.o - Start mit fulminantem Fehltritt.
Karl Schmitz, Juni 2024 |