Sam Altman allein zu Hause

History eines Niedergangs

Januar 2024
Der Machtkampf

Wildwest in der KI-Branche. Sam Altman nach Rauswurf wieder Chef bei OpenAI. Business sticht Gemeinwohl.

Juni 2024
Der Machtkampf: Mission Completed

Palastrevolte bei OpenAI endgültig gescheitert. Mitgründer und Top-Entwickler Ilya Sutskever verlässt OpenAI. De-Facto-Alleinherrschaft für Sam Altman und die Milliarden von Microsoft.

Juni 2024
GPT 4.o - ein Start mit fulminantem Fehltritt

Was ist von Männern zu halten, die das Nein einer Frau nicht akzeptieren können?

Kein Jahr nach der Back-to-the-Roots-Revolte vom Dezember 2023, die für ein paar Tage zur Absetzung von Sam Altman als Chef von OpenAI geführt hatte, nun eine weitere Station im Big-Money-Siegeszug.

Der Exodus

Von den sechs Gründern der im Dezember 2015 gegründeten Firma sind noch zwei an Bord.

Ilja Sutskever hat die Firma im Mai 2024 verlassen und eine neue Firma Safe Superintelligence Inc. gegründet. John Schulman ist im August 2024 zu Anthropic gegangen, Greg Brockman hat sich eine Auszeit genommen.

Soweit die Gründer. Weitere wichtige Personen haben sich von dem Unternehmen verabschiedet. Mira Murati, für wenige Tage nach der Revolte vom Dezember 2023 Interims-Chefin des Unternehmens, seit sechs einhalb Jahren dabei und zuletzt Chief Technology Officer, hat im Sptember 2024 ihren Abschied genommen, mit Appell an die Gründungsidee: to improve human well-being. Ihr Abschiedsstatement (X, 25.9.2024):

I'm stepping away because I want to create the time and space to do my own exploration. For now, my primary focus is doing everything in my power to ensure a smooth transition, maintaining the momentum we have built.
Together we have pushed gthe boundaries of scientific understanding in our quest to improve human well-being. While I may no longer be in the trenches with you, I will be rooting for you all.

Ich trete zurück, weil ich Zeit und Raum für meine eigenen Erkundungen schaffen möchte. Im Moment liegt mein Hauptaugenmerk darauf, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten und den Schwung, den wir aufgebaut haben, beizubehalten.
Gemeinsam haben wir die Grenzen des wissenschaftlichen Verständnisses in unserem Bestreben, das menschliche Wohlbefinden zu verbessern, erweitert. Auch wenn ich nicht mehr an vorderster Front mit Ihnen zusammenarbeite, werde ich Sie alle weiterhin unterstützen.

John Schulman, ehemaliges Gründungsmitglied, zuständig für Trainings-Algorithmen, Machine Learning, insbesondere Reinforcement Learning ist nicht mehr an Bord. Die Super Alignment-Abteilung, zuständig dafür, dass die KI-Systeme im Einklang mit menschlichen Werten und Interessen entwickelt werden sowie zur Erforschung der langfristigen Risiken einer Entwicklung von Superintelligenz wurde aufgelöst, Nachfolger des vormaligen Chefs Ilya Suskever Jan Leike ist auch nicht mehr dabei, ebenso Bob McGrew, bisher Chief Research Officer und Barret Zoph, zuständig für Post Training, sie alle haben die Firma verlassen.

Der Massenexodus vom September 2024 hat eine längere Vorgeschichte: Bereits 2021 verließen Dario und Daniela Amodei OpenAI und gründeten Anthropic, beide mit wichtigen Beiträgen zu den Sprachmodellen GPT-2 und GBT-3 (Dario), Sicherheit und Richtlinien gemäß einer Vision von einer sichereren und ethisch verantwortungsvollen Zukunft für KI-Systeme (Daniela).​ Weitere ehemalige Mitarbeiter von OpenAI folgten den beiden schon damals.

Die Motive

Alle, die sich von OpenAI verabschiedet haben, wissen wie man sich anständig benimmt und dankten ihrem ehemaligen Arbeitgeber für die Riesenchance, dass sie an so wichtigen Entwicklungen mitarbeiten durften. Auffällig ist allerdings der gemeinsame Interessenhorizont dieser Personen. Immer ging es um die Schaffung sicherer Systeme und die ethische Verpflichtung aus der Gründungs-Charta von OpenAI, Systeme zum Wohle der Menscheit zu entwickeln:

We commit to use any influence we obtain over AGI's deployment to ensure it is used for the benefit of all, and to avoid enabling uses of AI or AGI that harm humanity or unduly concentrate power.

Wir verpflichten uns, jeglichen Einfluss, den wir auf den Einsatz von AGI nehmen können, zu nutzen, um sicherzustellen, dass er zum Wohle aller eingesetzt wird, und um zu vermeiden, dass KI oder AGI eingesetzt werden, die der Menschheit schaden oder die Macht unangemessen konzentrieren.

Im Gründungsmanifest der als gemeinnützig gegründeten OpenAI hieß es noch, man wolle die Vorteile dieser Technologie der gesamten Menschheit zugute kommen zu lassen. Doch schon wenig später, 2019, wurde die gemeinnützige Gesellschaft um eine Capped Profit Organization erweitert. Open AI's Technikentwicklung setzte auf immer größere Systeme, immer mehr big data, und dafür brauchte man viel Geld. Also mussten Anreize für Investoren geschaffen werden. Das waren zunächt die Milliarden von Microsoft. Doch zunächst sollte die Leitung der gemeinnützigen Gesellschaft das Sagen behalten. Den von Bord gegangenen Gründungsmitgliedern und einer Reihe ganz wichtiger Personen war das von Sam Altman angeschlagene Vorgehen zu brachial. Es geht immer mehr um das große Geld. Schon im Juni 2024 warnten Mitarbeiter von OpnAI in einem Offenen Brief davor, dass OpenAI zu draufgängerisch agiere und dabei sei, das Vertrauen zu verlieren, noch vertrauensvoll mit den mächtiger werdenden KI-Systemen umzugehen.

Der Börsenwert der Firma wurde noch 2023 auf bescheidene 29 Milliarden US-Dollar geschätzt, im Februar 2024 waren es bereits 80 Milliarden und im September 2024 schon 175 Milliarden Dollar. Die Umstrukturierung von OpenAI, der Übergang von einer Non-Profit-Struktur zu einer Profit-Benefit-Corporation, hat entscheidend dazu beigetragen, diese hohe Börsenbewertung zu erzielen.

Man bezeichnete zwar in offiziellen Presseverlautbarungen die gemeinnutzige Organisation sei „das Herzstück unserer Mission und wird auch weiterhin bestehen". Quelle: aktien magazin über systemarisches Investieren vom 6.8.2024

Sam Altman, verlassen von fast allen ehemaligen führenden Mitstreitern, bisher ohne persönliche Beteiligung am Firmenkapital, darf sich nun mit sieben Prozent Unternehmensanteilen trösten - entsprechend einem altuellen Wert von ca. 10 Milliarden Dollar.

Die jüngste Finanzierungsrunde brachte OpenAI zu den bereits vorhandenen 14 Milliarden Dollar von Microsoft insgesamt neue 6,6 Milliarden Dollar von Investoren (Microsoft, Nvidia, Thrive Capital, und Khosla Ventures und weitere).

Fazit

Geld regiert die Welt.