Steve Jobs 2007 bei der Vorstellung des iPhone |
Als Steve Jobs im Jahr 2007 das iPhone vorstellt, war die technikinteressierte Öffentlichkeit begeistert: Viele neue Funktionen, die man so in Verbindung mit der Telefonie nicht auf dem Radarschirm hatte, klare intuitive Bedienung, zielführend, direkt und - begeisternd.
Über zehn Jahre später: Schlampige Software, überladene Funktionen, Firlefanz statt Nützlichkeit, und das schnell hingerotzt, mit vielen Nickeligkeiten, immer piepsisch, immer Aufmerksamkeit erheischend, oft lästig. Das Gerät drängelt sich in den Vordergrund, will ständig beobachtet und beklickt werden, meist für nichts und wieder nichts.
Die scheichende Seuche der Leistungsmerkmale, so nannte Design-Guru Don Norman in seinem bemerkenswerten Werk Dinge des Alltags einen gerade bei Software sehr häufig anzutreffenden Designfehler. Softwaresysteme, die einfach angefangen haben, protzen heute durch die Fülle ihrer Funktionen.
Man kann die Meinung vertreten, Software ist dann gut, wenn sie bei der Arbeit nicht stört, wenn man nicht merkt, dass man mit einem Computer zu tun hat. Von diesem Grundsatz haben sich die Software-Hersteller längst verabschiedet, und zwar gründlich. Heute drängeln sich die Systeme allenthalben in den Vordergrund, protzen mit Funktionen, übersähen die Benutzer mit Mails, Messages und sonstigen Notifications, Worksteps, die man bedienen, genehmigen, bestätigen muss und das - dank webfähiger Anwendungen und mobiler Geräte - begleitend auf Schritt und Tritt, nicht nur bei der Arbeit, in der Warteschlange bei der Essensausgabe, zu Hause, im Urlaub, überall.
Der Trick der Workflows: eine Arbeit wird zerlegt in möglichst viele einzelne Arbeitsschritte, von denen jeder bei Bearbeitung, nach Erledigung eine Eingabe erfordert und dabei immer einen elektronischen Stempel hinterlässt, mit der Identität des Benutzers, mit sekundengenauer Zeitangabe und natürlich der Transaktionskennung, mit anderen Worten: wer - wann - was, und bei eingeschalteter Lokalisierungsfunktion auch noch: wo.
Wenn wir die Software selber nicht aussuchen dürfen (was fast immer der Fall ist), so können wir doch auf einige Dinge Einfluss nehmen:
Was ist wichtig, was nicht. Man muss weder alle denkbaren Personen ins CC nehmen noch immer die ganze Mail-Historie durch die Welt schicken.
Beispiel Urlaub: Man kann vereinbaren, dass erst der zwischen Mitarbeiter und Führungskraft erzielte Konsens ins System eingegeben wird und nicht die komplette Gehemigungs-Arie. Viele Workflows lassen sich - wenn man sie schon nicht vermeiden kann - drastisch abkürzen.
Die meisten Geräte haben einen Knopf. Der lässt sich bedienen, wenn man es nicht schafft, ihr Gepiepse zu überhören.
Karl Schmitz, November 2017 |