Anreas Weigend ist ein ehemaliger Amazon-Datenstratege und heute u.a. an der Universität Berkeley tätig - er hat ein optimistisches Buch geschrieben. Sehr anschaulich werden dort die Folgen von Big Data geschildert.
Immer mehr Daten. Alles wird gesammelt. Keine Medienbrüche mehr: Texte, Bilder, Ton, strukturierte und unstrukturierte Daten, alles in einem Topf. Und natürlich gibt es Probleme, wenn es sich dabei um personenbezogene Daten handelt. Für diese sollen ja die bewährten Gundsätze der Zweckbindung, Verhältnismäßigkeit und Normenklarheit gelten. Wie sieht es damit unter den Kautelen von Big Data aus?
Privatsphäre im globalen Datenmeer - längst eine Illusion. Trotzdem, so Adreas Weigend, die Macht über unsere Daten lässt sich zurückerobern. Dazu sei es erforderlich, die Verfügungsgewalt über Daten stärker in die Hände der betroffenen Menschen zu legen und nicht nur den vom ihm Datenraffinerien genannten großen Datensammlern überlassen - mit Hilfe von vier Stellschrauben:
Wir sollen uns das Recht erobern, die über uns in den großen Datensammlungen gespeicherten Daten selber ergänzen zu können, im Sinne von gezielt Daten an bereits bestehende Daten anhängen zu dürfen.
Die Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union spricht vom Recht auf Vergessen. Mr. Weigend will, dass wir das Recht erhalten, unsere eigenen Bedingungen festzulegen und selbst zu entscheiden, welcher Grad der Personalisierung uns zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten am genehmsten ist.
Die großen Datensammlungs-Raffinerien basteln ständig an ihren Algorithmen herum, wie und in welcher Reihenfolge Daten dargestellt werden. Wir als Nutzer sollten ebenfalls das Recht bekommen, mit den Einstellungen dieser Raffinerien herumzuexperimentieren, sozusagen mit Reglern und Drehknöpfen ähnlich wie bei einem Mischpult in einem Musikstudio.
Und wenn uns nicht gefällt, was eine Datensammlungs-Institution mit unseren Daten anstellt, sollten wir das Recht haben, unsere Daten dort wegzunehmen und mit ihnen zu einer anderen Datenraffinerie umzusiedeln.
Sicher gut, sich nicht untätig in die Ecke zu legen und seine Ohnmachts-Depressionen zu pflegen. Sich aufraffen zu einer Vorwärtsstrategie. Stellt sich jedoch die bescheidene Frage, wie solche Regeln durchzusetzen sind. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ....
Fangen wir doch in den Betrieben an. Die schicken sich längst an, ihr Little Big Data-Schlummerleben zu verlassen, wenn man bedenkt, was dort alles über uns gesammelt wird, vom Talent Management über die Vermessung unseres Entwicklungspotenzials bis zur Gläsernen Arbeit der Industrie-4.0-Parks.
Ingrid Maas, November 2017 |