Das Versprechen: Durch die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt steigt in Unternehmen die Nachfrage nach Lösungen für eine nahtlos integrierte Employee Experience. Mit Microsoft Viva kündigt Microsoft heute eine Plattform an, die die Kommunikation, die Förderung des Wohlbefindens von Mitarbeitenden sowie den Zugang zu Wissen, Lerninhalten und Unternehmensressourcen direkt in die täglichen Arbeitsabläufe einbindet. Microsoft Viva umfasst die vier Anwendungen Viva Connections, Viva Insights, Viva Learning und Viva Topics, und wird als Teil von Microsoft 365 in erster Linie in Microsoft Teams genutzt.
Quelle: in4mation.blogStand Februar 2021
Als Tor zum digitalen Arbeitsplatz hat Microsoft sich Viva ausgedacht, soll über teams aufgerufen werden und die zentrale Drehscheibe für die interne Kommunikation in den Betrieben werden. Microsofts Beitrag zu der Herausforderung, die Begegnungen im Büro, Betriebsversammlungen, Ausflüge und andere Veranstaltungen im virtuellen Raum zu ersetzen.
Den ganzen Schönsprech kann man bei Microsoft ausführlich nachlesen.
Mitarbeiter sollen sich dank Microsoft besser organisieren können und – man höre und staune – besser auf ihr Wohlbefinden achten. Dafür belästigt die Software ihre Benutzer mit Alarmen für Pausen, Hinweisen auf Zeiten für konzentriertes Arbeiten und Lernen. „Intelligente“ Auswertungen sollen Führungskräften Auskünfte über ihre Mitarbeiter geben, wie hoch deren Belastungen sind, ja sogar ob Gefahren für ein Burnout drohen. So lässt sich die Kontrollsucht von Vorgesetzten auch schön reden. Das klingt dann so: „Dann könnten Empfehlungen helfen, Benachrichtigungen auch einmal abzuschalten, Zeitlimits im Kalender zu setzen und die Prioritäten zu sortieren, dass sich die Mitarbeiter auf das Wesentliche konzentrieren“. Es geht also darum, das Beste aus der knappen Ressource Mitarbeiter zu machen.
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Dank KI-verdächtiger Software sollen Manager besser komplexe Zusammenhänge in den Arbeitsabläufen erkennen. Die „Verbundenheit und den Zusammenhalt zwischen den Abteilungen und über Teams hinweg“ sollen besser verstanden werden. Hier sei daran erinnert, dass die Office-Software Microsoft 365 schon alle Transaktionen der Benutzer für die Auswertung im Big-Data-Hintergrund einsammelt, jedes Login, jede Dateibewegung, Mails an wen auch immer, Chats, wer telefoniert mit wem, wann und wie oft und so weiter. Auch die momentane Befindlichkeit der Benutzer wird abgegriffen. How are you feeling? fragt das System gleich auf dem Startbildschirm und bietet für die Antwort fünf abgestufte Smilies an.
Damit bekommt das Social-Graph-System dann endlich die dringend benötigten Vitamine für das gesammelte Daten-Futter, die emotionale Färbung der ansonsten so drögen Sachinformationen. Endlich besserer Stoff, um per machine learning Muster für angeblich effizientes Arbeiten zu erkennen, wobei dann durchaus wuseliges effektives Bedienen der zahlreichen Bürosoftware-Komponenten mit effizienter schneller Problemlösung verwechselt werden darf.
Einblicke in die vielen personenbezogen erhobenen Daten sollen nur die jeweiligen Mitarbeiter für ihre eigenen Vorgänge haben, für Manager und Führungskräfte gäbe es das nur anonymisiert, so funktioniert Microsofts Datenschutz. Ein Schelm, wer schlecht darüber denkt. Jedenfalls ein breites Betätigungsfeld für Betriebsräte, per Betriebsvereinbarung die allgegenwärtige Totalkontrolle wenigstens einzudämmen.
Aber auch Ehrenwertes gibt es zu berichten: Microsoft wünscht sich das Tool als „zentralen Hub für das Lernen in Teams“. Mitarbeiter könnten Trainingskurse bis hin zu Microlearning-Inhalten einfach nutzen und mit Kollegen teilen. Führungskräfte seien damit in der Lage, Lerninhalte zuzuweisen und den Abschluss von Kursen zu verfolgen. Das ist Lernkultur à la Microsoft, durch KI-Funktionen passgenau auf Mitarbeiter zugeschneidert und lückenlos gemonitort. Nicht nur Microsofts E-Learneing-Angebot sondern Inhalte und Trainings auch vieler anderer Anbieter lassen sich integrieren, wohlgemerkt unter der Lufthoheit von Microsoft.
Google hat schon vor einiger Zeit mit der Ankündigung überrascht, dass man die Benutzer nicht mehr bloß bei ihrer Suche unterstützen will, sondern ihnen gleich präsentiert, was sie finden sollen. Nicht mehr die Mitarbeiter sollen nach Wissen suchen müssen, vielmehr soll das Wissen die Mitarbeiter automatisch finden. Themenseiten mit aus allen Office-Bauteilen vom System zusammengesuchten und als passend belobten Inhalten werden geboten, und dabei soll auch anderen Kolleginnen und Kollegen in die Karten ihrer aktuellen Arbeit geguckt werden können. Infodienste vielen anderer Partner können eingebunden werden.
Zweifelsfrei hat die Corona-Pandemie die Weiterentwicklung dieser collaboration tools ungemein gefördert. Sie verstärken den der Technik ohnehin innewohnenden Trend, die Arbeit vom Betrieb als Ort der Arbeit immer mehr zu entkoppeln, eine wichtige Voraussetzung für das mobile Arbeiten, wovon das Home Office enorm profitiert hat.
Natürlich läuft die Software auf allen Geräten, vom Großbildschirm bis zum SmartPhone, überall dort, wo es eine Internet-Verbindung gibt. Die US-Digitalkonzerne sagen uns heute, wie mobiles Arbeiten funktioniert, gesteuert durch Künstliche Intelligenz. Ihre Manager haben für uns ausgesucht, was wir brauchen. Und unseren Managern auch gleich mitgeliefert, wie sie uns führen sollen. Ansonsten hilft, wenn man sich an die ebenfalls mitgelieferten best practice-Vorschläge hält – Millionen Mitschwimmer im main stream können schließlich nicht total irren.
Karl Schmitz,März 2021 |