Digitalisierung – Der Beginn einer Götterdämmerung

Konzerne haben die Regeln diktiert. Seit 20 Jahren machen sie ungeniert, was ihnen in den Sinn kommt. Für uns Benutzerinnen und Benutzer heißt das Überwachen auf Schritt und Tritt, beides immer kleiner werdend, Sammeln unserer Daten und Weiterverkaufen nach Belieben. Sie haben es geschafft, Datenschutz zu einer Bürgerbelästigung verkommen zu lassen. Da hilft auch nicht Geduld beim seitenweisen Kleingedrucktes zu lesen und dann zu erfahren, dass man seine gewünschte Information nicht erhält, wenn man nicht allem zugestimmt hat.

Digitalisierung ist zur Mogelpackung geworden und bedeutet in weiten Teilen spürbare Absenkung der Lebens- und Arbeitsqualität. Wir alle lieben ja die computergesteuerten Einstiegsdialoge der Service- alias Call-Center mit ihren ungewünschten Antworten auf nicht gestellte Fragen. Oder die Antwort einer Mitarbeiterin in den workflow-gesteuerten Sachbearbeitungs-Galeeren: "Das tut mir leid, da hab ich keinen Handlungsspielraum".

Aus Dreck Geld machen, sich wie Meta alias Facebook mit fast nur Werbeeinnahmen zum – aus Börsensicht - wertvollsten Unternehmen der Welt aufschwingen zu können, diese steile Kurve erfährt zurzeit einen heftigen Knick. Schon eine kleine Softwareänderung für das Tracking beim iPhone hat den Platzhirsch der Branche zittern lassen. Nun kommt es gleich knüppeldick. Den Tech-Giganten fällt nur noch die phantasieloseste Methode der Krisenbewältigung ein, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Kostenfaktoren eben – massenhaft zu entlassen. Den Vogel abgeschossen hat Superstar Elon Musk, der gleich die Hälfte seiner gerade gekauften Twitter-Belegschaft rausgeschmissen hat. Zuckerberg ist ihm auf dem Fuß gefolgt und war auch mit über 10.000 Entlassungen dabei. Wie im Chor zogen die anderen HighTech-Unternehmen nach: Salesforce, Oracle, fast alle anderen, jedenfalls die Wichtigen, ja sogar die behäbigere SAP mit Einstellungsstopp, erstmal nur.

Die Zeiten sind günstig wie noch nie zumindest für eine kleine Revolte. Der universelle Ruf nach Regulierung wird lauter.

Fangen wir mit dem leidigen Thema Cookie-Belästigung an:

  • Coockies könnten zustimmungsfrei erlaubt sein, wenn sie nichts anderes tun, als wozu sie ursprünglich einmal bestimmt waren, nämlich nur für die Aufrechterhaltung der Verbindung einer interaktiven Internet-Seite zwischen ihrem Betreiber und dem Benutzer.
  • Alle weitere Verwendung aber müssen der Zustimmung der Benutzerin oder des Benutzers, bedürfen, aber nur mit klar benannter, transparenter Zweckbindung und nur für eine Verwendung durch den Sender selber, also den Betreiber der Internetseite. Weitergeben und Weiterverkauf an Dritte: verboten.
  • Ein großes Problemfeld ist der Weiterverkauf von personenbezogenen Daten. Eine allgemeine Zustimmung zu Werbezwecken ist im Gegensatz zur noch überschaubaren Werbung für Produkte oder Dienstleistungen des Betreibers der Internetseite keine wirkliche Zweckbindung und wird mit jedem Weiterverkauf an andere oder gar an Datenhändler immer unbestimmter. Eine Abhilfe sollte über den Verdacht einer Umgehung erhaben sein, deshalb hier das Plädoyer für ein striktes Verbot.

Bereits bei der Entstehung der Datenschutz-Grundverordnung hätte man das alles berücksichtigen und wie beschrieben oder so ähnlich regeln zu können, statt der Weichspülung durch auf der einen Seite gut organisierter knallharter Lobbyisten und auf der anderen Seite der verschlafenen dritten Garnitur von Organisationen, deren Aufgabe – eigentlich – die ebenso knallharte Vertretung unserer Interessen gewesen wäre, auf Namensnennung wird hier aus einschlägigen Gründen verzichtet.

 

Karl Schmitz, November 2022