Gestrandet!

Ein ziemlich scheuer, zurückgezogen lebender Ingenieur stürzte sich endlich auf eine Luxuskreuzfahrt in die Karibik. Es war das "Verrückteste", was er je in seinem Leben getan hatte. Gerade als er begann, sich zu entspannen und alles zu genießen, raste ein Hurrikane über das große Schiff, das er wie ein Kinderspielzeug umwarf. Irgendwie schaffte es der Ingenieur, der verzweifelt an einem Rettungsring hing, auf einer einsamen Insel an Land gespült zu werden.

Außer einer wunderschönen Landschaft, einem von einer Quelle gespeisten Pool, Bananen und Kokosnüssen gab es wenig anderes. Er verlor alle Hoffnung und saß endlose Stunden unter derselben Palme. Eines Tages, nachdem mehrere Monate vergangen waren, tauchte eine Klassefrau in außergewöhnlich elegantem Outfit in einem kleinen Ruderboot auf.

"Ich komme von der anderen Seite der Insel". sagte sie. "Waren Sie auch auf dem Kreuzfahrtschiff?" "Ja", antwortete er. "Aber woher haben Sie das Ruderboot?" "Nun, ich schnitt die Ruder aus Gummibaumästen, webte die verstärkte Bordwand aus Palmästen und baute Kiel und Heck aus einem Eukalyptusbaum." "Aber, was haben Sie als Werkzeug benutzt?" fragte der Mann verwundert. "Es gab einen sehr ungewöhnlichen Streifen angespülten Gesteins auf der Südseite der Insel. Ich entdeckte, daß es zu formbarem Eisen schmolz, das sich schmieden ließ, wenn ich es auf eine bestimmte Temperatur in meinem Ofen erhitzte. So kam ich zu den Werkzeugen. Aber genug davon", sagte sie."Wo haben Sie die ganze Zeit gelebt? Ich sehe keinen Unterstand." "Um ehrlich zu sein, habe ich am Strand geschlafen", sagte er. "Möchten Sie zu mir kommen?" fragte die Frau. Der Ingenieur nickte stumm.

Gekonnt ruderte sie sie zu ihrer Inselseite und befestigte das Boot an einem sehr starken Anleger, wobei sie ein gutgeflochtenes Seil aus handgesponnenem Hanf benutzte, an dessen Spitze ein ordentlicher Spleiß befestigt war. Sie gingen einen gewundenen Steinpfad hinauf, den sie gebaut hatte. Als sie um eine Palme bogen, erblickte er einen großartigen Bungalow in blau und weiß.

"Viel ist es nicht, aber ich nenne es mein Zuhause", lächtelte sie. Drinnen sagte sie: "Bitte, setzen Sie sich... möchten Sie einen Drink?" "Nein, danke", sagte der Mann "noch ein Kokosnussaft und ich übergebe mich!" "Es ist kein Kokosnussaft", sagte die Frau. "Ich habe draußen noch eine Alkoholreserve, so daß wir echte Pina Coladas trinken können."

Der Mann versuchte, seine Verwunderung zu verbergen, und nahm den Drink an. Sie setzten sich auf ihre Loggia um sich zu unterhalten. Nachdem sie einige Geschichten ausgetauscht hatten, fragte die Frau: "Sagen Sie, haben Sie immer einen Bart getragen?" "Nein", antwortete der Mann. "Ich war mein Leben lang glattrasiert, bis ich auf dieser Insel strandete." "Wenn Sie sich gerne rasieren möchten, ich habe einen Rasierapparat oben in meinem Badezimmer."

Der Mann, den nichts mehr verwunderte, ging nach oben ins Bad und rasierte sich mit einem komplizierten, rasiermesserscharf geschliffenen Apparat aus Knochen und Muscheln. Anschließend duschte er - ohne auch nur zu versuchen, das Rätsel zu lösen, wie sie es schaffte, warmes, fließendes Wasser in das Bad zu verlegen - und ging wieder nach unten. Er mußte das meisterhaft geschnitzte Geländer bewundern, während er ging.

"Sie sehen großartig aus", sagte die Frau. "Ich denke, ich werde nach oben gehen und etwas Bequemeres anziehen." Währenddessen trank der Mann seine Pina Colada. Nach einer kurzen Zeit kam die Frau zurück. Sie roch schwach nach Gardenien und trug ein aufreizendes Kleid aus gepreßten Palmwedeln.

"Wir sind beide seit langer Zeit hier draußen ohne Gesellschaft. Sie wissen, was ich meine. Fühlen Sie sich nicht auch allein?" fragte sie. "Gibt es nichts, was sie wirklich vermissen? Etwas, daß alle Männer und Frauen brauchen? Etwas, das man gerade jetzt sehr gern hätte!" "Oh doch", antwortete der Mann, seine Zurückhaltung vergessend, "Es gibt etwas, das ich seit langem tun wollte. Aber auf dieser Insel ganz allein, war es ... nun, es war ummöglich." "Aber", sagte die Frau, "jetzt ist es nicht mehr unmöglich."

Der Mann, vor Aufregung keuchend sagte atemlos: "Sie meinen ... Sie haben wirklich einen Weg gefunden, daß wir hier unsere e-mail lesen können?!


englischer Text  Kurioses