Viel Unübersichtliches, Verwirrendes und scheinbar Widersprüchliches erschwert in der Übergangszeit die Orientierung. Wichtige Trends:
Geld für Aufmerksamkeit Die Regeln der Neuen Zeit werden von den Regeln der alten Zeit aufgesogen: Aufmerksamkeit wird zu Geld. In der Boomzeit des Industriezeitalters waren Sportler, Filmschauspieler und andere Stars im Vergleich zu heute arme Schlucker. Die Währung von gestern - Geld - nimmt Anleihen an der Währung von morgen - Aufmerksamkeit.
Illusionäre Aufmerksamkeit In einer Kommunikation zwischen zwei Menschen verläuft der Austausch von echter Aufmerksamkeit normalerweise mehr oder weniger gleichmäßig in beide Richtungen. Dies ist anders, wenn jemand vor einem Publikum spricht.
"Wir waren alle schon Mitglied eines Publikums und haben diese unglaubliche Macht gespürt, oft eine Mischung aus Ehrfurcht und Dankbarkeit. Manche sind so gut darin, Aufmerksamkeit zu finden und aufrechtzuerhalten, daß der einzige Wunsch zu sein scheint, ihnen nahe zu sein, sie wiederzusehen oder irgendwas für sie zu tun. Das ist das Phänomen der Berühmtheit",
schreibt in seinem Aufsatz Die Aufmerksamkeitsökonomie und das Netz.
Stars und Geld Stars erhalten nicht nur Aufmerksamkeit, sondern gegenwärtig auch unverschämt viel Geld. Es ist charakteristisch, daß die Menschen, während sie mehr und mehr nach den neuen Regeln handeln, die Vorstellungen und Formeln der alten Ordnung noch weiterführen. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist, daß der alte Reichtum auf die Eigentümer des neuen Reichtums übergeht. Das war schon ähnlich beim Übergang der Feudalwirtschaft in das Industriezeitalter, als die aufsteigenden Industriellen noch dachten, der wirkliche Zweck ihrer Aktivitäten läge darin, selber zu Adeligen zu werden.
Startup-Companies an der Börse Zu den Ungereimtheiten unserer Zeit gehört die kolossale Überbewertung neuer Firmen an der Börse, v.a. aus dem Informations- und Kommunikationstechnik-Sektor. Da werden Unternehmen, die bisher nur Verluste gemacht haben, bewertet wie gestandene Konzerne. Anleihe auf die den Newcomern zugetraute Berühmtheit?
Aufmerksamkeit ist ungleich verteilt, und der alte Reichtum des Geldes fließt zu den Eignern des neuen Reichtums, der Aufmerksamkeit.
"Die Grundorientierung einer Gesellschaft, in der es nicht mehr an erster Stelle ums Geldverdienen, sondern um das Einnhemen der Aufmerksamkeit anderer Menschen geht, kann eigentlich nicht mehr als materialistisch bezeichnet werden",
schreibt in seinem Essay Jenseits von Geld und Information - Zur Ökonomie der Aufmerksamkeit (Telepolis, Juni 1998). Und weiter: "Gewiß, man hätte sich das Ende des Materialismus anders vorgestellt, Man hätte eher eine neue Bescheidenheit als eine neue Auffälligkeit assoziiert. Es wäre einem eher die Mehrung der Substanz als die Entfesselung der Schau in den Sinn gekommen. Nur hat es der Wandel eben so an sich, aus Ecken zu kommen, die gerade niemand vermutet...."
Also machen wir uns auf die nächsten Überraschungen gefaßt!