Flur-Funk fördern: Innovation durch Bewegung

Je dichter die Linien, desto mehr Verkehr im Büro. Eine Computersimulation zum Ermitteln der "Flurfunkdichte"...
Der SPIEGEL macht uns in seiner Ausgabe vom 25. März 2002 (S. 194 ff.) auf ein interessantes Projekt aufmerksam :

Die englische Beratungsgesellschaft Space Syntax untersucht das "Kommunikationsverhalten" von Mitarbeitern in Bürogebäuden. Mit einer Kombination aus empirischen Untersuchungen und Computersimulationen leiten die Experten die optimale Büroarchitektur ab.

Schon seit Jahren gilt als sicher, dass die entscheidenen innovativen Ideen nicht in organisierten Gesprächsrunden und Besprechungen erdacht werden. Statt dessen sind es meist informelle Gespräche der Mitarbeiter, der kurze Plausch in der Teeküche oder am Kopierer, bei denen beiläufig der Funke überspringt.

Space Syntax hat ein Softwaresystem entwickelt, mit dessen Hilfe man für diese zufälligen Begegnungen möglichst günstige Voraussetzungen schaffen kann. Leitlinien: Der Büroverkehr muss fließen. Und für möglichst viele Mitarbeiter sollen Arbeitsplätze an "verkehrsgünstigen" Wegstrecken eingerichtet werden.

"Mit Videokameras hat die Firma ermittelt, wie ein typisches Gespräch zustande kommt: In vier von fünf Fällen sitzt ein Kollege gerade an seinem Platz, sieht einen anderen, der zufällig des Weges kommt, und ruft ihn herbei. Leute, die sitzen, werden hingegen selten gestört: Es ist offenkundig, dass sie arbeiten. Sobald sie aber aufstehen, gelten sie als rekrutierbar. Folglich sollten möglichst viele Fußwege in Sichtweite der Sitzplätze verlaufen."

Wesentlicher Faktor für die Planung des Wegenetzes ist dabei die unterstellte "Faulheit" des Büromenschen. Der wählt nämlich den bequemsten Weg von A nach B: Möglichst keine unübersichtlichen Abzweigungen, statt dessen wird die freie Strecke entlang von Sichtschneise gewählt. In den Computersimulationen gibt es deshalb für jeden Abzweig Minuspunkte, am häufigsten sind Gespräche (und Innovationspotenzial) an den "Hauptverkehrsstrecken" . Firmen, die Ihre Bewegungsressourcen ausnutzen wollen, sollten deshalb die Lage der drei großen "K"s Kopierer, Klo, Kaffeemaschine gut durchplanen. Kann man hier eine Wand durchbrechen, um eine Sichtachse zu schaffen? Wie kann man den Flurfunk in die Seitengassen treiben?

Freilich stößt der Arbeitskomfort an der 4-spurigen Büroautobahn zuweilen auch an seine Grenzen. Bei zuviel Durchgangsverkehr igelt sich der gemeine Büromensch ein und sieht und hört weder nach links, noch nach rechts. Die Engländer empfehlen ihren Kunden deshalb auch eine gesunde Mischung aus verkehrsnahen und abgelegenden Arbeitsplätzen.

Wer mehr wissen will, liest den SPIEGEL oder sieht sich selbst auf den Webseiten von Space Syntax um.