Vergleich Industriezeitalter - Informationszeitalter


Industriezeitalter

Produktiver Umgang mit Energie - herausragende Stellung der "Hardware" (Rohstoffe, Geräte, Maschinen und Anlagen)

Informationszeitalter

Produktiver Umgang mit Information - herausragende Stellung der "Software" (Wissen, Wahrnehmungen, Strategien, Ideen)

1 Herausragende Stellung von Fabrik, Güterversorgung und -transport. Nachfrage vorrangig auf materiellen Konsum ausgerichtet. Herausragende Stellung der Informationsbetriebe, Informationstechnik und Kommunikationsnetze. Nachfrage verlagert sich auf informationelle Produkte und Dienste (Beratung, Unterhaltung).
2 Investitionen vorrangig in Maschinen, Anlagen und Bauten (Hardware-Kapital). Investitionen vorrangig in informationstechnische Systeme und Anwendungen, Infrastruktur sowie Aus- und Weiterbildung (Software-Kapital).
3 Zentrale, hierarchische Führungsstrukturen und Denkmuster. Entscheidung vorwiegend durch Weisung. Ausgebautes Kontrollwesen. Abflachung von Hierarchien und autoritärem Denken. Dezentralisierte und demokratisierte Entscheidungsfindung (Mehrheitsentscheidung, Kompromiß und Konsens).
4 Beschränkte Informierung und Beteiligung der Beschäftigten. Eingeengter Informationshorizont (vorwiegend vertikaler Informationsfluß). Machtbetonter Umgang mit Informationen. Intensiver Informationsaustausch auf allen Ebenen innerhalb und zwischen Institutionen. Ausbau des Informationsmanagements.
5 Arbeitsteilung und Spezialisierung (Taylorismus). Sequentielle Arbeitserledigung. Arbeitsintegration (Mischarbeitsplätze, Gruppenarbeit und Interdisziplinarität).
6 Mehrzahl der Beschäftigten sind Arbeiter. Handwerkliche Fähigkeiten und Muskelkraft gefragt. Mehrzahl der Beschäftigten sind Kopfarbeiter ("Brainware"). Gefragt sind theoretische und praktische Kenntnisse sowie soziale Kompetenz.
7 Bedarf an billigen, gehorsamen und austauschbaren Arbeitskräften. Mitarbeiter ist Befehlsempfänger. Bedarf an engagierten, gut informierten, loyalen, selsbständigen und kreativen Mitarbeitern.
8 Materiell-orientierte Belohnungs- und Motivationsmuster (Geld, Status). Klare Trennung zwischen "oben" und "unten". Materielle, soziale und informationelle Motivation. Abbau der Distanz (Kompetenz, Macht) zwischen "oben" und "unten". Belohnung durch Beteiligung, Mitbestimmung und Teilhabe.
9 Starre, auf große Stückzahlen (economies of scale) und großen Energie- und Rohstoffeinsatz ausgerichtete Produktion. Flexible, auf wechselnde Aufträge und sparsamen Energie- und Rohstoffeinsatz ausgerichtete Fertigungstechniken.
10 Preiswettbewerb. Herausragende Bedeutung der Produktionskosten. Marketing nach breiten Zielgruppen (Massenvermarktungstechniken). Preis-, Qualitäts- und Zeitwettbewerb. Herausragende Bedeutung der Transaktionskosten. Eingehen auf spezielle Kundenbedürfnisse.
11 Herausragende Bedeutung der Produktivität von Einzelpersonen (Führungskräfte, hochqualifizierte Spezialisten und Maschinen). Herausragende Bedeutung der Kreativität, Flexibilität und Produktivität von Gruppen.
12
13 Finanzorientiertes Management. Unternehmensziel vorrangig auf Gewinn ausgerichtet. Ausbreitung sozial-, ökologie- und human-orientierter Unternehmensziele. Personen- und gesellschaftsorientiertes Management.
14 Begrenzte (im wesentlichen produkt- und finanzorienterte) Firmeninformationen öffentlich zugänglich. Informationelle Öffnung des Unternehmens durch Sozial- und Ökobilanz (finanzielle, soziale und ökologische Unternehmenstransparenz).
15 Geringes Umweltbewußtsein. Soziale und ökologische Folgen des technisch-ökonomischen Fortschritts sind weitgehend sozialisiert. Wachsende Umwelt- und soziale Sensibilität. Private Anbieter übernehmen zunehmend Verantwortung für die sozialen und ökologischen Folgen ihrs Tuns.
16 Aufbau privater Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Starker Einfluß des Staates auf die Forschungsfinanzierung. Intensive, überwiegend privatwirtschaftlich finanzierte Forschung und Entwicklung (>10% des Umsatzes).
17 Ausbildung im wesentlichen auf vorberufliche Ziele begrenzt. Höhere Bildung und Weiterbildung ist Privileg einer Minderheit. Das Bildungssystem ist auf die Anforderungen der Industrie ausgerichtet. Lebenslanges Lernen. Höhere Bildung und Weiterbildung ist allgemein zugänglich (mehr Studenten als Auszubildende). Die Ausbildung für Dienstleistungs- und Informationsberufe gewinnt Vorrang.
18 Lokale bzw. isoliert betriebene Optimierung, insbesondere bei Individuen, Gruppen, Verbänden, Oganisationen, Nationen. Trend zur ganzheitlichen Optimierung: individuell, betrieblich, gesamtgesellschaftlich und international (Systemtheorie, Kybernetik, Synergetik, ganzheitliche Unternehmensführung).
19 Nationalistisch ausgerichtete Politik. Konfliktlösung durch Gewalt. Gesellschaftliche Eliten an Feindbildern orientiert. Internationalisierung der Politik. Aufkommen regionaler Wirtschaftsblöcke. Konfliktlösung durch Verhandlung. Kooperatives Klima unter den Eliten.
20 Durch Ländergrenzen eingeschränkte Mobilität von Waren, Diensten, Menschen und Informationen. Wachsender transnationaler Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Personen und Informationen.
21 Durch Ländergrenzen eingeschränkte Kooperation als regionales und nationales Anliegen. Privatwirtschaft vorwiegend auf nationale Märkte ausgerichtet. Transnationaler und weltweiter Kooperationsbedarf (Triade-Unternehmen und internationale Wirtschaftsgruppen, sogenannte Keiretsus).
22 Deutliche Abgrenzung zwischen Privatwirtschaft und Staat. Geringe Verzahnung zwischen Institutionen. Betonung der Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Staat. Ausbreitung personaler und institutioneller Netze ("Netzkapitalismus").
23 Einseitig makroökonomisch orientierte Wirtschaftspolitik ("Globalsteuerung"). Keine signifikante Umweltpolitik. Staat ist für soziale Fragen zuständig. Integration von Technologie-, Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik. Privatwirtschaft übernimmt größere Verantwortung für soziale Aufgaben.
24 Evolutionäre Vorstellung des Wirtschaftsgeschehens. Erfolg durch konsequente Ausrichtung auf Basisinnovationen. Wirtschaft und Politik orientieren sich am Kondratieffzyklus.
25 Schwerpunkte sind die Durchsetzung der Menschen- und Bürgerrechte, der Schutz technischer Erfindungen sowie die rechtliche Absicherung von Arbeitsbedingungen. Schwerpunkt des Rechtsschutzes verlagert sich zu immateriellen Gütern (Konzepte, Entwürfe, Software). Neu sind Datenschutz und das Einsichtsrecht in die eigenen personen-bezogenen Daten.
26 Rechtssystem ist überschaubar, durchsetzbar und auf nationale Anforderungen ausgerichtet. Nationale Rechtssysteme müssen an den Weltmarkt angepaßt werden. Durchsetzungsfähigkeit wird zum Problem.
27 Politische Macht zentralisiert beim Staat (Sozialismus, Faschismus, sonstige Diktaturen) oder auf Staat und Privatwirtschaft verteilt. Ende der Diktaturen. Politische Macht verteilt auf Staat, Privatwirtschaft und Dritte Kraft (Presse, Medien, Verbraucher, Bürgerinitiativen, Minderheiten).
28 Privatwirtschaft ist hauptsächlich in der Entwicklung, Produktion und im Vertrieb materieller Güter und begleitender Dienstleistungen engagiert. Private Unternehmen wenden sich verstärkt der Informationswirtschaft zu. Es entstehen große Informationsanbieter mit einem integrierten Informationsangebot.
29 Ethische und weltanschauliche Bewußtseinsbildung durch Familie, Kirche, Schulen, Printmedien. Einflußreiche Stellung der Kirchen. Berufliche Mobilität führt zur Auflösung der (groß)familiären Bindungen. Wachsender Einfluß der Medienkonzerne auf ehtische und weltanschauliche Bewußtseinsbildung. Teilsubstitution der Druckmedien durch audio-visuelle. Ausbreitung technisch erzeugter virtueller Welten. Kirchen im Verdrängungswettbewerb.
30 Kultur des materiell und rational orientierten Ego. Dominanz von Intellekt und scharfer Logik. Eigennutz als Antriebskraft des Wandels. Suche nach größerer Ausgewogenheit zwischen Intellekt und Gefühl. Ausbreitung esoterischer Lehren und Therapien zur Selbsterlösung.