Bei der Auswahl und Entwicklung neuer Anwendungssoftware und der Weiterentwicklung bestehender Systeme sind neben der Funktionalität der Software (Leistungsumfang zur Erledigung der jeweiligen Arbeitsaufgaben) die folgenden Grundsätze benutzerfreundlicher Gestaltung zu beachten:
Bevorzugt soll Software eingesetzt werden, die sich durch Werkzeugcharakter auszeichnet. Die arbeitenden Menschen sollen die aktive, bestimmende Rolle haben. Neben den festen Programmen sollen den Benutzern auch Abfragesprachen oder vergleichbare flexible Programme zur Verfügung gestellt werden, mit deren Hilfe sie im Rahmen ihres Aufgabengebietes selbstdefinierte Aufgaben lösen können.
Der Umgang mit einem Anwendungssystem soll so wenig EDV-spezifische Kenntnisse wie möglich erfordern. Befehle und Arbeitsabläufe sollen graphisch-symbolisch dargestellt und erklärt werden, so daß sie eindeutig und schnell erkennbar sind. Dem Benutzer soll es möglich sein, mit wenig Aufwand selber herauszufinden, was geht und wie etwas geht.
Bei allen Anwendungen, bei denen die Gestaltung der Drucker-Ausgabe von Bedeutung ist, soll das WYSIWYG-Prinzip (what you see is what you get) gelten: die Darstellung auf dem Bildschirm und die Druckerausgabe sollen identisch sein.
Für die Benutzer soll jederzeit ersichtlich sein, welcher der von ihnen bearbeiteten Vorgänge gerade aktiv ist. Sobald ein EDV-System veranlaßt worden ist, etwas zu tun, das längere Zeit (≥ wenige Sekunden) beansprucht, soll eine eindeutige und gut wahrnehmbare Statusmeldung erfolgen, so daß der Benutzer jederzeit Sicherheit darüber hat, was das System gerade tut.
Hilfefunktionen der System- und Anwendungssoftware sollen auf Anforderungen des Benutzers die jeweilige Situation, in der sich der Benutzer gerade befindet, erläutern. Diese Erklärungen sollen in deutscher Sprache erfolgen.
Bei der Auswahl und Erstellung von Anwendungssoftware soll darauf geachtet werden, daß unterschiedliche Programme zumindest bezüglich ihrer Grundbefehle über eine einheitliche Struktur verfügen. Dadurch sollen erworbene Qualifikationen für die Zukunft gesichert und das Erlernen weiterer Programme erleichtert werden.
Die verschiedenen Programme sollen untereinander leicht verbindbar sein. Ergebnisse, die mit einem Programm erstellt wurden, sollen ohne großen Aufwand in andere Programme übernommen werden können. Insbesondere zwischen Zentralprogramm und Arbeitsplatzrechnerprogrammen sowie zwischen verschiedenen Zentralrechnerprogrammen soll ein jederzeitiger Wechsel möglich sein (ohne daß der Benutzer erst das eine Programm schließen und dann das andere öffnen muß).
Die Programme sollen an die individuellen Arbeitsstile der Mitarbeiter anpaßbar (Einstellung der Bildschirmparameter, Belegung von Funktionstasten) sein und vor allem zeitliche Autonomien erlauben. Ablauftechnische Zwänge sind weitestgehend zu vermeiden. Zumindest dürfen durch die EDV-Technik keine neuen Zwänge begründet werden. Nicht die Arbeit soll an die Software, sondern umgekehrt die Software an die Arbeit angepaßt werden.
Bei fehlerhaften Reaktionen des Benutzers sollen die Programme Hinweise mit Korrekturmöglichkeiten anbieten. Begrüßenswert wären "intelligente Fehlerdialoge", in denen das System mit dem Benutzer nicht eindeutige oder mißverständliche Eingaben aufklärt. Eingabetätigkeiten sollen durch Unterstützung seitens des Systems erleichtert und vereinfacht werden.