Ende der Client/Server-Ära?
Um von der neuen Architektur profitieren zu können, müßten die Unternehmen die PC sukzessive gegen Network Computer (NC) austauschen, die Anwendungen so umstellen, daß sie mittels Browser benutzt werden könnten, sich Java-basierte Entwicklungsumgebungen beschaffen sowie das know how für deren Handhabung aufbauen und - das Wichtigste! - die geeigneten Konzepte und Strategien im Umgang mit Information und computerunterstützter Kommunikation entwickeln und umsetzen. Die NC-Offensive wird vor allem getragen von den Firmen Sun Microsystems und Oracle. Dagegen haben Intel und Microsoft das Net PC-Konzept gestellt, einen stark abgespeckten WINTEL-PC, dessen reduzierter Wartungsaufwand mit dem Versprechen zero administration vermarktet wird. Ganz wichtig: SAP kündigt zur CeBIT 98 an, ein Java-Frontend für seine Software herauszubringen. Damit könnte das Riesen-SAP-System über NC bedient werden.
Die jährlichen NC-Kosten sollen unter einem Drittel der für PC erforderlichen Aufwendungen liegen. Außerdem höre das Theater mit den proprietären Systemen und den eierlegenden Wollmilchsäuen übermächtiger Anwendungssoftware auf. Das Netzwerk selbst wird die Personal Computer als die "Dampfmaschinen des Informationszeitalters" ablösen (Sun-Chef Scott McNealy in seiner Eröffnungsrede bei der PC-Expo, New York 1996, zitiert nach Kulzer, Rudi: Strategien zwischen Internet und TV-Computern, in: Handelsblatt Nr. 120 vom 25.6.1996, S. 21).
Die neuen Arbeitsstationen verfügen über keine externen Speichermedien mehr, benötigen kein Windows und kein Microsoft, idealtypisch in Zukunft gibt es nur noch ein einziges Benutzerprogramm, einen Java-basierten Browser. Alles kommt aus dem Netz, das Netzwerk im Unternehmen wird zu einem einzigen Ressourcenpool, in dem Daten und Prozesse von einem zentralen Punkt aus verwaltet und verteilt werden. Das DV-Management hat die Infrastruktur so auszurichten, daß jede gespeicherte Information, jeder IT-Prozeß und jede Netzwerkressource an jedem Ort der Arbeit, wo sie gebraucht werden, verfügbar gemacht werden kann.
Wichtige Fragen an die künftige Computer-Architektur:
1.
Werden Network Computer (NC) die Personal Computer ablösen?
2.
Werden Browser die traditionellen Betriebssysteme (Windows usw.) ablösen?
3.
Wird sich Java als die Entwicklungssprache für Intranet-Anwendungen durchsetzen?
4.
Wird ein zentrales Infrastrukturkonzept etabliert werden können?
Damit hätte der Personal Computer als vernetztes Endgerät im Unternehmen ausgedient. Er würde nur noch als stand-alone-Maschine (oder als beweglicher Rechner, der zeitweise aus dem Netz entfernt werden kann) eine Rolle spielen.