Elektronische Marktplätze

Rund 1100 elektronische Marktplätzte existieren zur Zeit weltweit (Herbst 2000), davon knapp 200 in Deutschland. Meldungen wie die folgende

sind an der Tagesordnung. Täglich öffnen neue Marktplätze. Drei Vieerteln oder gar mehr davon wird das schnelle Aus vorausgesagt. Strategie C scheint vorne zu liegen (Januar 2001). Schwierigkeit, die Konzepte dem B2B-Sektor zuzuordnen, weil viele B2B-Lösungen bei näherer Betrachtung B2C sind (wenn es dabei überwiegend um den Kauf von Unternehmens- und Geschäftsausstattung geht).

Strategie A: Zusammenschluss von Dienstleistungsanbietern

Anspruch: Herstellerunabhängigkeit.

Commerce One / Intershop New York Stand September 2000
Commerce One und Intershop haben eine Kooperation bekannt gegeben, um die Einkaufslogik von Commerce One mit der Verkaufslogik von Intershop zu verbinden. Marketsite von Commerce One wird durch eine Middleware Cartridge mit dem Intershop-System Enfinity verbunden. Beide Firmen vermarkten gegenseitig ihre Produkte. Man verhandelt mit Firmen, die online miteinander Handel treiben wollen und sich nicht einem Firmen-Marktplatz angeschlossen haben
Fast Buyer Stand September 2000
Onlinehändler für Automobilbranche. Angebot kreuzt sich mit der Covisint-Plattform. Verhandelt mit Fiat.
Dekra Schadennetz (DSN) Stand September 2000
Werkstätten, Gutachter und Versicherer sollen an einen elektronischen Tisch gebracht werden. Ziel: Einsparen von Zeit und Kosten. Gemeinsame Aktenführung über beschädigte Autos. Messages über SMS an Gutachter. Integration mobiler Notebook-Rechner, digitaler Fotografie.

siehe auch Forit Internet Business Research mit ihrer Studie Internet-Services rund um das Auto. Schwerpunktverlagerung Richtung Service. Aufbau autonaher Services

GetYourCar Stand März 2000
Virtueller Händler mit 150 Autohändlern (September 2000): Verkauf von Neuwagen, Organisierung der Zulassung, Ablieferung vollgetankt vor der Haustür des Kunden. Abwicklung der Finanzierung. Geplant: Organisieren von Probefahrten, Flottenmanagement.

Ähnlich AutoScout mit über 250.000 Angeboten (September 2000), FairCar (JointVenture von Dekra und Gruner+Jahr mit ca. 100.000 Angeboten - September 2000) und Mobile (ca. 300.000 Angebote). Vorteil hohe Transparenz für die Kunden: Presivergleiche, Hitliste laufender Modelle und der Ladenhüter.

PortaMedici Stand September 2000
Herstellerunabhängige Marktplattform für Ärzte, Krankenhäuser und Pharmafirmen. Verssprechen den 120.000 niedergelassenen Ärzten und 2.300 Krankenhäuser Einsparungen bei der Beschaffung von bis zu 30 Prozent. Anbieter wollen 2-5 Prozent Provision kassieren. Start 2001 mit geplantem Jahresumsatz von 30 Mio DM.

Problem: die den Markt dominierenden Pharma-Firmen halten sich zurück.

Strategie B: Zusammenschluss von marktbeherrschenden Herstellern

Covisint Ford - General Motors - DaimlerChrysler - Peugeot/Citroin - Nissan/Renault Stand Juli 2002
Zusammenschluss der genannten Firmen unter Beteiligung von Oracle und Commerce One zu einer eMarket-Plattform zwecks gemeinsamen Einkaufs. Produzenten wollen Kosten senken. 300 Milliarden Dollar Umsatz waren angestrebt. Chance für die Hersteller, Risiken für die Zulieferer. Standardisierungen können zum Diktat weniger Großer werden. Gefahr der Preisabsprachen.

Wollen 500 bis 1000 Dollar pro Auto durch rationelleres Einkaufen sparen, in sgesamt waren den Partnern Einsparungen in Milliardenhöhe versprochen. Seit Sommer 2002 werden kleinere Brötchen gebacken. Das elektronische Lieferketten-Unterstützungsgeschäft wird eingestellt, 50 der 300 Mitarbeiter müssen gehen. Künftiger Schwerpunkt ist die Veranstaltung von Auktionen.

Software-Realisierung mit Commerce One und Oracle. Start Herbst 2000. Siehe auch diverse Initiativen auf der Basis SAP/Commerce One.

Ehitex Compaq, HP, NEC, Gateway, Quantum, Samsung u.a. Stand Ende 2000
Elektrionischer Marktplatz für Computer. Nutzt E-Marketplace von Commerce One. Auktionsorientiert.
e2open IBM, Nortel, Seagate, Toshiba Stand Herbst 2000
Elektrionischer Marktplatz für Computer, nutzt E-Commerce-Software von Ariba und I2 Technologies.

Strategie C: Marktplätze einzelner marktbeherrschender Hersteller

BMW Stand Oktober 2000
Bereits B2C-Lösung im Einsatz mit einem Konfigurator für die Bestimmung eines Autos nach Kundenwunsch. Mit Hilfe eines Dealer-Locator kann der Kunde Händler in seiner Nähe finden, mit einem Test Drive Appointment können Probefahrten vereinbart werden. Auch die monatliche Belastung in Abhängigkeit von einer gewählten Finanzierung lässt sich berechnen.

Ab 1.1.2001 heißt die neue Plattform Nexolab. Soll die Prozesskette von Einkauf bis Vertrieb unterstützen, darüber hinaus Strategie- und Prozessberatung, Systementwicklung und Planung von Betriebskonzepten. Einbezogen in die neue Gesellschaft sind BMW-Tochterunternehmen Softlab, Kabel New Media und Ariba. Die 50 vorgesehenen Berater sollen sich schnell verfünffachen.

Volkswagen Stand Oktober 2000
Eigene Plattform für VW und Audi, die stufenweise aufgebaut wird (Ankündigung im Februar, Start im Oktober 2000):
  • bis Ende 2000: Kataloge, Auktionen (zunächst nur für die Sparte Motoren und Getriebe mit 20 Lieferanten und 300 Zubehörteilen), Kapazitätsmanagement.
  • Abwicklung von 60 Auktionen bis Jahresende.
  • in 2001: Ausweitung Auktionen auf alle 5.000 Lieferanten und 25.000 Artikel, Zahlungverkehr, Änderungsmanagement.
  • Zulieferer sollen jederzeit die VW-Jahres-, Halbjahres- und Wochenplanung abrufen können.
  • Im Gegensatz zu Covisint keine Gebühren für die Lieferanten. Keine Ausgründung und kein Börsengang geplant. Erhoffte Vorteile Kosteneinsparungen und Beschleunigung des Ausschreibungsvorgangs.

Consultant: A.T. Kearny, Düsseldorf

Quelle: Handelsblatt 5.10.2000

Peugeot Stand September 2000
will seine Händler auf eine eigene Plattform bringen und steht damit in Konkurrenz zu AutoScout und anderen.
3M Stand September 2000
bereits das 3. System installiert. Soll 2001 70 Prozent der Einkäufe abwickeln. Ziele: Kosten senken, Abläufe beschleunigen, Fehler vermeiden. Änderung vieler interner Prozesse, z.B. dürfen Mitarbeiter ohne Genehmigungsverfahren Waren bis zu 1.000 Dollar bestellen. Wareneingangskontrolle abgeschafft. Weiterentwicklung Richtung Einkaufsportal. Zahl der Lieferanten soll reduziert werden. Purchasing Card soll eingeführt werden. Von den 120 Mitarbeitern soll die Hälfte eingespart werden.

Quelle: Handelsblatt 18.7.2000

Bayer AG Stand Juli 2000
Auktionsplattform : Ausschreibung und Vorgabe eines Einstiegspreises, den die Lieferanten dann unterbieten dürfen. Visualisierung auf einer großen Leinwand. Teilnehmer bilden eine Closed Society

Abwicklung über die Portum GmbH, Frankfurt, ein Unternehmen, das sich für das B2B-Geschäft spezialisiert hat

Besonderheiten

E-Lance.com - Virtuelle Börse für Projektarbeit
Organisiert Angebot und Nachfrage von Dienstleistungen aller Art, als Marktplatz für Vermittlung von Projektarbeit. Die virtuellen Teams kann sich die Kundschaft selbst zusammenstellen. Über 100 Dienstleistungen: Softwareentwicklung, Web-Design, Übersetzungen, Buchhaltung, Steuerberatung, Business-Pläne. Käufer von Dienstleistungen stellen Ausschreibungen gebührenfrei ins Netz. Anbieter bewerben sich, der Nachfrager wählt aus. Sämtliche Angebote sind für alle Teilnehmer einsehbar. Bei einem Abschluss stellt E-Lance.com in Form einer Web-Page ein virtuellen Büro für die Kommunikation und kassiert 10 Prozent Provision.

Eigentums-Marktplätze
Firmen und Privatpersonen bieten Ideen, hauseigene IT-Systeme und Forschungs- und Entwicklungs-Ergebnisse meistbietend an. Bisher sorgsam gepflegte Geheimnisse werden auf diese Weise versilbert. Beispiele für diese neuen B2B Eigentums-Marktplätze sind NewIdeaTrade.com und 2000Ideas.com. Procter & Gamble und General Electric z.B. haben regen Gebrauch von diesen Börsen gemacht, indem sie alle potentiellen Käufer abwehrten. Coca-Cola und Daimler Chrysler, zwei der gemeinsamen Mitglieder für die 2000Ideas.com, freuen sich über die Vorstellung, dass individuelle Verbraucher und andere Personen Ideen und Technologiekonzepte zur Produktentwicklung formell bei Fortune500 Firmen unterbreiten können.