Statistiken zur privaten Internet- und eMail-Nutzung
"Ich denke bei 'Statistik' an den Jäger, der an einem Hasen beim erstenmal knapp links vorbei schoß und beim zweitenmal knapp rechts vorbei. Im statistischen Durchschnitt ergäbe dies einen toten Hasen."
(Franz Steinkühler)
Alle paar Wochen finden sich in der Presse neue Untersuchungen, die das Ausmass der privaten Internetnutzung beschreiben. Meist verbunden mit einem Aufschrei des Entsetzens, wie viele Stunden Arbeitszeit die Beschäftigten im Internet verplempern würden. Oft findet man erst bei genauem Hinsehen die Schwächen dieser Untersuchungen. Wir beginnen mit einer kleinen Sammlung veröffentlichter Statistiken über die Private Nutzung und geben ein paar Kommentare dazu zum Besten....
Es stand...
- im SPIEGEL vom 5. März 2002:
Privates Surfen sei Volkssport in deutschen Büros, erst Recht in den Amtstuben niedersächsischer Behörden. Die Beamten beschäftigten sich "lieber mit dem Akt als mit der Akte", teilen uns die Redakteure des Hamburger Nachrichtenmagazins mit: Der niedersächsische Landesrechnungshof hatte die Internetzugriffe von über 20000 Bediensteten über 10 Tage hinweg überprüft. 44% dieser Zugriffe dienten privaten Interessen. So weit, so schlecht... Nur: Ob die private Nutzung der neuen Medien am Arbeitsplatz verboten ist oder vielleicht in den Arbeitspausen und nach der Dienstzeit doch erlaubt (wegen der geringen Kosten durchaus üblich in anderen Bereichen der öffentlichen Verwaltung), darüber breitet der SPIEGEL den Mantel des Schweigens aus. Etwas später wird es dann wirklich wirklich peinlich: 41% aller Angestellten würden laut einer anderen Umfrage privat am Arbeitsplatz surfen, meldet SPIEGEL. Zahl der Befragten: 200 Personen. Durchgeführt von Websense, seines Zeichens Hersteller von diversen Überwachungs- und Schnüffelprogrammen. Denke sich jeder seinen Teil...
Ausserdem...
sollte man mal fragen, warum so selten von Untersuchungen über die Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz von Internet und eMail berichtet wird. Die neuen Medien führen für die Beschäftigten zu erhöhter Arbeitsdichte und erheblich wachsendem Kommunikations- und Reaktionsdruck. Warum bekommen Beschäftigten oft nur die Nachteile der neuen Technik zu spüren, warum regt man sich über eine gelegentliche private Nutzung der Systeme so auf.
- Handelsblatt vom 10. August 1999:
Nach einer Studie der University of Texas sind Beschäftigte, die das Internet nutzen, um 65% produktiver als Beschäftigte ohne Internetzugang.
- Capital 9/2001:
In nahezu jeder zweiten Firma ist die private Internet-Nutzung erlaubt oder geduldet. Anschlussfrage, die sich stellt: Wie hoch ist wohl der Anteil der Beschäftigten, die das Internet privat nutzen dürfen, wohl in den anderen Umfrage? Eine Differenzierung zwischen erlaubter und unerlaubter privater Nutzung findet nicht statt.
- heise online vom 26. August 2000:
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sieht im Surfen am Arbeitsplatz keine Probleme. Die private Internetnutzung passe in den Anforderungskatalog von Eigenverantwortlichkeit und ergebnisorientiertem Handeln an die Beschäftigten. Aha - bedeutet also nichts weiter, als dass der BDA die Möglichkeiten zur privaten Nutzung befürwortet.