Nele Heß

Projekt CHAMP, DGB Landesbezirk, Mecklenburg-Vorpommern

Das Projekt CHAMP - Chancen für Arbeitsplätze durch Multimedia sowie Informations- und Kommunikationstechnologien für Mecklenburg-Vorpommern wird im Rahmen der Multimediakonzeption durch das Land M-V gefördert. Projektpartner sind der DGB Landesbezirk M-V, die Vereinigung der Unternehmensverbände und das Datenverarbeitungszentrum. Ein Schwerpunkt des Projektes liegt in der Recherche über Erfahrungen bei der Schaffung von Telearbeitsplätzen und der Information über dabei geltende arbeits-, sozial- und datenschutzrechtliche Standards. Zusammengefaßte Ergebnisse der Recherche über Telearbeit gibt das folgende Dokument:

 

Ergebnisse der Recherche über Telearbeitsprojekte in Deutschland

Es existieren zahlreiche Projekte in Deutschland, die sich mit dem Thema Telearbeit beschäftigen. Die Projekte, die bundesweit durchgeführt werden, lassen sich nach den unterschiedlichsten Kriterien kategorisieren. In unserer Recherche haben wir folgende Kategorien zur Unterscheidung zu Grunde gelegt:

  1. Arbeitsplatzsicherung durch den Wandel in der Arbeitsorganisation durch Einführung von Telearbeit,
  • Schaffung neuer Arbeitsplätze durch neue Marktfelder,
  • Initiativ- und Beratungsprojekte der Bundesländer
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    Zu 1. Zu der ersten Kategorie zählen Pilotprojekte in Unternehmen wie der Telekom, IBM, Siemens sowie großen Bank- und Versicherungsunternehmen. Ziel dieser Projekte ist u.a. die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen durch Einsparung von Raummieten und Erhöhung der Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen, die von verschiedenen Unternehmen festgestellt wurde. Möglicherweise trägt die Einführung von Telearbeit aus diesen Gründen zur Sicherung des Unternehmens und dadurch zur Arbeitsplatzsicherung bei. Projekte dieser Art werden bisher fast ausschließlich von Großunternehmen durchgeführt.

    Die Erfahrungen kleiner und mittelständischer Unternehmen mit Telearbeit ist bisher noch unterentwickelt. Die Erfahrungen, die bereits gemacht wurden, liegen sehr weit auseinander und reichen von Aussagen zur Leistungssteigerung der MitarbeiterInnen bis hin zu Meinungen, daß Telearbeit zu kostenintensiv sei und keine oder nur geringe Vorteile für das Unternehmen bringe. ArbeitnehmerInnen sehen die Vor- und Nachteile auch sehr differenziert: Für die einen, die Telearbeit als wünschenswert einschätzen, stehen Aspekte wie mehr Zeitsouveränität und möglicherweise eine bessere Verbindung von Familie und Beruf im Vordergrund. Andere ArbeitnehmerInnen hingegen haben Befürchtungen, die soziale Isolierung, Hindernisse in der beruflichen Fortentwicklung und schleichenden Personalabbau umfassen.

    Zu 2. Zur zweiten Kategorie zählen wir Projekte bzw. Gründungen neuer Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, indem neue Marktfelder entdeckt werden. Eine Möglichkeit sehen wir im Aufbau von TeleService Centern, die Bürodienstleistungen auf dem Markt anbieten. Darunter fallen Dienstleistungen wie Übersetzungen, Buchhaltungsangebote, Softwareentwicklungen, Telefonhotlines, Internetdienste, etc.

    Im Rahmen der Landesinitiative media NRW – Initiative Telearbeit NRW wird beispielsweise das Branchenprojekt "Telearbeit in ländlichen Regionen" durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, praktische Handlungs- und Entscheidungshilfen für Städte und Gemeinden im ländlichen Raum sowie für Dienstleistungsunternehmen zu entwickeln wobei ein Schwerpunkt des Projektes die Konzeption für TeleService Center bildet. In der Konzeptentwicklung für TeleServiceCenter müssen verschiedene Bestandteile berücksichtigt werden: Das Konzept einer sinnvollen Technikausstattung muß mit einem nachfrageorientierten Dienstleistungsangebot und möglichen Betreibermodellen in Einklang gebracht werden.

    Bekannte TeleService Center und Telehäuser sind beispielsweise das Telehaus Wetter und der TeleService Fränkische Schweiz. in Bayern sollen durch das Förderprogramm "top elf" 45 Telezentren entstehen.

    Bei der Frage, ob durch TeleService Center wirklich zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, muß berücksichtigt werden, daß eventuell Dienstleistungen, die vor der Entstehung von Telehäusern und –zentren "offline" organisiert wurden, dann nur verlagert werden. Durch die Integration neuer Dienstleistungen im Internet-, Design- und Programmierbereich sind die Chancen für neue Arbeitsplätze gegeben.

    Zu 3. Als drittes unterscheiden wir Initiativen und Projekte, die sich auf die Beratung von Unternehmen und ArbeitnehmerInnen, die Telearbeit einführen wollen, konzentrieren bzw. die sich mit dem Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft beschäftigen.

    Bei der Recherche über Telearbeitsprojekt hat sich gezeigt, daß zur Zeit die meisten Projekte in diesem Bereich durchgeführt werden. Fast jedes Bundesland hat Arbeitsgruppen und Initiativprojekte in den verschiedenen telematischen Gebieten, von denen wir einige hier nennen:

    Baden-Württemberg

    Die Landesinitiative Baden-Württemberg medi@ umfaßt derzeit sechs Einzelprogramme mit folgenden Inhalten: Einsatz von Medien in Unternehmen, Ausbau der Infrastruktur, Förderung moderner Medien im Bildungsbereich, Entwicklung innovativer Medientechnologien, Vernetzung regionaler und kommunaler Medienkonzepte sowie die Stärkung und Verbreitung von Inhalten und Anwendungen.

    Bayern

    "Bayern Online" ist eine Initiative, die unterschiedliche Maßnahmen integriert wie die Entwicklung von Hochschul-, Schul-, Bürger- und Behördennetze, den Aufbau von Datenbanken sowie das Programm "top elf", welches den Aufbau von 45 TeleService Center unterstützt.

    Das Pilotprojekt "Telearbeitsplätze in Ballungszentren fördert die Einführung von Telearbeit bei BMW: Insgesamt sollen 350 Telearbeitsplätze geschaffen werden.

     

    Brandenburg

    Die Europäische Kommission hat Brandenburg als eine von 22 Modellregionen für die Findung regionaler Strategien und Aktionspläne auf dem Weg in die Informationsgesellschaft ausgewählt. Im Rahmen dieser Initiative wurde die "Brandenburger Informationsstrategie BIS 2006 mit verschiedenen Projekten ins Leben gerufen: Neue Arbeitsplätze im Netz und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Brandenburger Unternehmen, Telekooperation für die Region, Bürger- und Wirtschaftsnetzvereine, Telekooperation im ländlichen Raum, Neue Medien in der Wissensgesellschaft und für die Junge Generation, die bürgernahe, öffentliche Verwaltung der Zukunft.

     

    Hessen

    In Hessen wird die "hessen media"-Initiative mit den Schwerpunkten Telematik in Bildung und Wissenschaft, im Umweltschutz, sowie im Verkehr, Telematikdienste für KMU, Telearbeit/Telekooperation, neue Technologien in Politik und öffentlicher Verwaltung, Aufbau eines Sozialnetzes und Unterstützung der Media-Wirtschaft Hessen umgesetzt. Im Rahmen dieser Schwerpunkte werden ca. 60 Projekte realisiert, die von den verschiedenen Ministerien und Unternehmen gefördert werden.

     

    Mecklenburg-Vorpommern

    Im Rahmen der Multimediakonzeption des Landes werden Projekte in den Bereichen Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft gefördert: Touristische Informations- und Reservierungssysteme, Beratungestellen für Informations- und Kommunikationstechnik, Multimedia-Kommunikations-Labor und weitere. Zur Förderung von Telearbeit und Telekooperation wurde der Verein LiNK e.V. – Landesinitiative Neue Kommunikationswege- gegründet, dessen Ziel es ist, anwendungsreife, technische Mittel zur Telearbeit und -kooperation durch Einbeziehung von Pilot- und Modellprojekten in unternehmerische Konzepte einfließen zu lassen.

     

    Niedersachsen

    Umsetzung der Multimedia-Initiative, deren Federführung beim Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr liegt. Das Konzept beinhaltet die Schwerpunkte Telekooperation in der Automobilindustrie und im Handwerk, Telelerning und Bildung, Nutzung und Erprobung von Online-Diensten, Telemedizin, Telematik und Verkehr, Kultur und Multimedia sowie die Entwicklung neuer Kommunikationsformen.

     

    Nordrhein-Westfalen

    Ziel der Landesinitiative media NRW ist die ganzheitliche Förderung der Entwicklung und Verbreitung von Multimedia-Anwendungen und interaktiven Diensten in Unternehmen, privaten Haushalten und im öffentlichen Sektor. Für den Bereich Telearbeit wurde die TA Telearbeit GmbH gegründet, die spezialisierte Beratungsdienstleistungen, Informations- und Qalifizierungsmaßnahmen sowie den Betrieb von Telecentern anbietet.

     

    Schleswig-Holstein

    1997 wurde Schleswig-Holstein neben Brandenburg und Bremen und weiteren europäischen Regionen ausgewählt, um bei der Entwicklung von regionalen Strategien und Aktionen zur Informationsgesellschaft von der EU unterstützt zu werden. Die Initiative Informationsgesellschaft Schleswig-Holstein wird von der EU und der Technologiestiftung Schleswig-Holstein getragen.

    Projekte, die im Rahmen der Initiative durchgeführt werden, sind in den Bereichen Infrastrukturaufbau, Aktivierung für Unternehmen, E-Commerce, Qualifizierung, Tourismus sowie Informations- und Erfahrungsaustausch angesiedelt. Die Einführung von Telearbeit wird u.a. durch eine Agentur zur Förderung telekooperativer Arbeitstrukturen unterstützt.

     

    Saarland

    Mit der Durchführung der Landesinitiative "Telekommunikation Saar" will die Saarländische Landesregierung Projekte unterstützen, die den Einsatz moderner Kommunikationstechniken beschleunigen.

    Im Rahmen des Projektes "Telearbeit Saar" am Siemens Telekooperationszentrum können Saarländische Firmen eine Beratung zur Einführung von Telearbeit mit den rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen und organisatorischen Aspekten erfahren. Die wissenschaftliche Begleitforschung wird durch die BEST-Beratungsstelle der Arbeitskammer sichergestellt.

    Die gewonnenen Erkenntnisse werden in den nächsten zwei Jahren in einer anschließenden Technologietransferphase für einen Einsatz bei interessierten saarländischen Unternehmen zur Verfügung stehen. Zu diesem Zweck wurde das "Kompetenzzentrum Telearbeit" eingerichtet, das durch aktives Herangehen an Unternehmen helfen soll, die Know-how-Lücken und bestehenden Restriktionen beim Einsatz der Telearbeit zu beseitigen.