AM-Win

Gesprächsdatenabrechnungs- und -auswertungssystem

für Hicom-Anlagen

Kurzbeschreibung der Software

Die Leistungsmerkmale der Software werden hier nur insoweit geschildert, wie sie für eine betriebsverfassungsrechtliche Regelung von Bedeutung erscheinen.

Die Software AM-Win ist ein von Siemens vertriebenes Gebührenerfassungs- und -abrechnungssystem. Es läuft auf einem Windows-NT-PC und kann für einzelne Hicom-Anlagen oder Netze von Nebenstellenanlagen eingesetzt werden. Es liest periodisch die Hicom-300-Pufferdatei (GEZ-Datei) mit den Verbindungsdaten aus. Dafür gibt es einen Automatik-Modus für z.B. monatliches oder tägliches Übertragen der Gesprächsdaten. Beim Einsatz für kleine Netze von Nebenstellenanlagen erfolgt dieses Auslesen über Modemverbindungen, ansonsten über den V-24-seriellen Anschluss der Nebenstellenanlage, also über eine direkte Verbindung. AM-Win kann auch als Client in einem Hicom-300-Netz eingesetzt werden, das mittels Hicom Domain Management Service (HDMS) verwaltet wird; der PC mit AM-Win ist dann einer von vielen Rechnern im großen Local Area Network (LAN) des ganzen Unternehmens, eine sicher nicht die Billigung der Betriebsräte findende Lösung.

AM-Win speichert die aus den Anlagen übertragenen Verbindungsdaten als Server und kann über seine Multi-User-Option die Auswertung der Telefon-Verbindungsdaten an beliebigen weiteren PCs (sog. AM-Win-Berichterstellungs -Clients) erlauben. Es kann allerdings immer nur ein Benutzer mit demselben Namen gleichzeitig Auswertungen erstellen (Benutzer mit unterschiedlichen Namen haben aber gleichzeitigen Zugriff).

Nutzungsmöglichkeiten der Software

Zunächst muss die Software konfiguriert werden, so dass die zu berechnenden und auszuwertenden Nebenstellenanlagen im System richtig abgebildet sind. Dies betrifft u.a. die Amtsleitungen, die Organisationsstruktur der Firmen, die die Nebenstellenanlage(n) benutzen, Bereiche, Kostenstellen, die Verwaltung von PIN-Nummern oder besonderen Verträgen u.ä.

Eine Gesprächsmonitor-Funktion erlaubt das Ansehen der Verbindungsdaten; pro Gespräch sieht man in je einer Zeile:

Jeder Benutzer kann sich die gewünschte Ansicht der Gesprächsdaten selbst zusammenstellen (Funktion Neue Ansicht im Menü Ansicht). Man gibt der Ansicht einen Namen und definiert einen Filter. Hiermit kann man bestimmen, welche Gesprächsdatensätze in der Ansicht erscheinen sollen. Die Möglichkeiten:

Im einzelnen werden folgende Informationen pro Gespräch erfasst:

Konfigurierbarkeit des Systems

In diesem Abschnitt des Handbuchs wird beschrieben, wie sich die Nutzbarkeit des Leistungsumfangs eingrenzen lässt. Konfiguriert werden kann insbesondere

Die Software erlaubt also jede beliebige Rasterfahndung, die durch Kombination der gespeicherten Einzelinformation denkbar ist. Jeder Benutzer kann dies offensichtlich tun.

Es gibt eine große Auswahl vordefinierter Reports. Man kann sich beliebige zusätzliche Reports mittels eines im System enthaltenen Reportgenerators selber erzeugen. Den Reports können die soeben geschilderten Filtermöglichkeiten vorgeschaltet werden. Auch mit externen Werkzeugen erzeugte Reports können in das System importiert werden. Reportergebnisse können am Bildschirm angesehen, auf der Festplatte gespeichert, ausgedruckt und per e-Mail versendet werden. Immer kann man das gewünschte Datum (von - bis) und/oder die Tageszeit eingrenzen bzw. andere beliebige Filter verwenden, halt alles, was die Kombination der verfügbaren Daten hergibt. Viele, vor allem die Statistik-Reports lassen sich auch graphisch darstellen (z, B, als Balkendiagramme oder Kurven auf der Zeitachse). Wenn man den Nebenstellen die Namen der Teilnehmer zugeordnet hat, kann man sich zahllose namentliche Reports erstellen lassen.

Systemreports betreffen z.B.

Das Gesprächsdatenformat kann man beeinflussen. Aus der Beschreibung im Accounting-Management-Handbuch wird nicht deutlich, ob man die Übertragung oder Speicherung einzelner Merkmale unterdrücken kann. Immerhin, so scheint es, kann man das Format einzelner Datenfelder beeinflussen. Unter Gewählte Nummer wird darauf hingewiesen, dass man darauf achten soll, die Feldlänge genügend lang zu definieren, damit auch wirklich alle Ziffern übertragen werden. Wenn dies möglich ist, so geht es vielleicht auch, das Feld zu verkürzen, damit nicht die gesamte Zielnummer übertragen wird.

 

Das Berechtigungssystem

Jeder Benutzer erhält einen Benutzernamen und ein Password. Es gibt verschiedene sog. Sicherheitsebenen im System. Diesen sind die einzelnen Programmfunktionen zugewiesen. Für jeden Benutzer wird dann festgelegt, bis zu welcher Sicherheitsebene sie oder er Zugriff hat. Es heißt etwas seltsam im Accounting-Management-Handbuch: "Die Zugriffsebene der Benutzer kann auch gegen die Tabelle der Sicherheitsebenen abgeglichen werden". Heißt dies, daß der Abgleich mit der Berechtigungsstufe nicht zwingend erfolgt? Mehr als diese kargen Sätze finden sich im Handbuch nicht.

Das hierarchisch aufgebaute System lässt immer zu, dass mindestens eine Berechtigungsgruppe Zugriff auf alle Funktionen hat. Eine - ansonsten übliche - Trennung von Berechtigungen für Administratoren und für Benutzer ist nicht erkennbar. Als anwendende Firma muss man sich selber Gedanken machen, wie man das hinkriegt. Dabei ist aber nicht vermeidbar, dass der oberste Administrator auch alles das tun darf, was ein Benutzer tun kann.

Die Möglichkeit, Berechtigungen an zwei Passwörter zu binden, wird vom System nicht angeboten; zumindest findet sich keinerlei Hinweis auf solche Möglichkeiten im Handbuch. Somit kann man die Einsicht in Einzelgesprächsdaten nicht besonders schützen, wie dies in vielen Betriebsvereinbarungen geregelt ist.

Im Berechtigungs-Kapitel (Setup-Menü) des Accounting-Management-Handbuchs befindet sich ein Kapitel mit der Überschrift Unterdrückung. Dort heißt es, dass Ort, Dauer und tatsächlich gewählte Nummer unterdrückt werden können, auch Teile der gewählten Nummer. Ort und Dauer allerdings können nach dieser Beschreibung (seltsamerweise) nur für Privatgespräche unterdrückt werden. Das Handbuch lässt nicht erkennen, ob diese Unterdrückung die Speicherung der Daten betrifft oder lediglich deren Anzeige im Rahmen von vergebenen Berechtigungen; letzteres ist anzunehmen. Jedenfalls kann man festlegen, dass einzelne Felder in Reports nicht angezeigt werden können, Offen ist dabei, ob dies dann generell für alle Reports oder nur für einzelne Berichte gilt.

 

Protokollierungen

Die Option Systemereignisse zeigt ein Protokoll der aktuellen, vom System aufgezeichneten Aktivitäten. Leider macht das Handbuch keine Angaben darüber, um welche Aktivitäten es sich dabei handelt. Aus der Abbildung im Handbuch geht lediglich hervor, dass es sich dabei um Informationen handelt wie Programm gestartet, Programm abgebrochen oder Benutzer eingerichtet. Was aber im einzelnen geschehen ist, lässt sich offensichtlich nicht ersehen.

 

Zusammenfassende Wertung

Die Regelungen der meisten Betriebsvereinbarungen lassen sich nicht, auch nicht ansatzweise im System AM-Win abbilden. Das Programm scheint zu einer betriebsverfassungsrechtlichen Regelung der Gesprächsdatenverarbeitung nicht geeignet. Sein Einsatz sollte daher abgelehnt werden.