Sie haben kaum eine Chance, jemals als Alphatier an die Spitze der inoffiziellen Hierarchie zu gelangen. Sie sind dafür zu verkopft und verfügen über zu wenig soziale Kompetenz. Vermutlich werden Sie als guter Sacharbeiter oder Fachprofi anerkannt. Menschlich stehen Sie aber am Rand. Sie sind sehr klug darin, sachliche und logische Argumente für die Beweisführung Ihrer Ansichten zu formulieren. Sie können jedoch niemals andere Menschen begeistern oder für sich einnehmen. Da Sie keinen Einfluß auf das Verhalten anderer haben, können Sie auch nicht führen.
Vermutlich sind Sie auch nicht gut in der Teamarbeit. Es liegt Ihnen nicht, sich mit anderen abzusprechen und die Ansichten anderer als gleichwertig zu akzeptieren. In einem eher intellektuellen Umfeld sind Sie eine Denkmaschine oder ein Eierkopf. In einem weniger intellektuellen Umfeld sind Sie "der Beste von allen".
Leider neigen Sie ein wenig (oder sehr stark) zu einem menschenverachtenden Verhalten. Sie lassen es die Kollegen und womöglich den Vorgesetzten fühlen, wenn Sie der Ansicht sind, daß die sich irren oder Fehler machen. Es ist Ihnen völlig egal, ob Sie die Gefühle anderer verletzen. Wichtig ist für Sie nur, ob die Sachzusammenhänge stimmen.
Sie wirken auf die Kollegen klug und kalt, vernünftig und verachtend. Damit wird man kein guter Teamkollege und schon gar kein inoffizieller Führer.
In traditionellen Unternehmen und in Behörden können Sie jedoch in der offiziellen Hierarchie aufsteigen. Da ist es nicht unüblich, daß man den besten Sachbearbeiter zum Abteilungsleiter macht. In der Position werden Sie bestimmt keine Teamarbeit propagieren. Sie behalten zu viel an Arbeit und Entscheidungen bei sich und fördern auch nicht gerade die Kommunikation. Ihr Motto könnte lauten: "Wenn ich es selber mache, dann weiß ich, daß es richtig gemacht ist."
Sie haben gute Chancen, von den Kollegen als Alphatier anerkannt zu werden. Sie arbeiten nicht stur an der Sache, sondern kümmern sich auch rechts und links um die Belange der Menschen um Sie. Sie sind warmherzig, rücksichtsvoll und mitdenkend. Trotzdem wirken Sie nicht wie ein Weichei.
Man folgt Ihnen und Ihren Vorschlägen, weil man Sie persönlich schätzt und davon ausgeht, daß Sie immer das Interesse aller im Auge behalten.
Ihre Führungsqualitiäten kommen besonders bei Reibereien und Konflikten zum Tragen. Die anderen erkennen schnell, daß Sie ausgleichend wirken und selbst bei Chaos und heftigen Auseinandersetzungen innerlich Ruhe bewahren, den Überblick behalten und letztlich den Frieden wiederherstellen.
Sie sollten sich niemals einen Job suchen, an dem Sie allein arbeiten müßten. Sie lieben den Umgang mit anderen und sind auch für Vorgesetzte und Kollegen eine Bereicherung.
Eine Gefahr besteht allerdings bei Ihnen: Sie könnten sich zu sehr um die Belange der anderen kümmern und dabei sich selbst überfordern oder die Sacharbeit vergessen. Bedenken Sie immer, daß ihre Kollegen und Ihre Vorgesetzten Sie nicht als Therapeuten brauchen. Auch Ihr Arbeitsplatz wird vermutlich keine Kurklinik sein. Beachten Sie, daß Sie von erwachsenen Menschen umgeben sind, die einer bezahlten Arbeit nachgehen. Es handelt sich nicht um hilflose Küken, deren Glucke Sie sind.
Sie können Alphatier werden, aber auch "Team-Muttchen" oder "Gruppen-Onkel". Lassen Sie sich nicht jedes Problem aufhalsen.
Sie haben die Durchsetzungsfähigkeit zum Alphatier. Von Ihnen gehen Stärke und Kraft aus. Man bewundert und fürchtet Sie. Den Kollegen imponiert es, wie Sie den Vorgesetzten auf gleicher Ebene ohne jede Unterwürfigkeit begegnen. Ihr Mut ist es, der die anderen zu Ihnen aufschauen läßt.
Die meisten Alphatiere sind Ihnen im Auftreten ähnlich. Wenn Sie darüber hinaus einen hohen Anteil an Treffern unter der Kategorie "Herz" hatten, dann ist Ihr Aufstieg in der inoffiziellen wie in der offiziellen Hierarchie praktisch unaufhaltsam. Sie verfügen über das, was als Charisma bezeichnet wird. Sie haben dann ein paar Feinde oder Konkurrenten mit ähnlichem Persönlichkeitsprofil weniger. Das sind jene Kollegen, die auch ganz oben in der Hackordnung sein möchten. Mit denen werden Sie eventuell zu kämpfen haben. Außerdem werden Sie von einigen wenigen der Kollegen (in der Kategorie "Hirn") verachtet. Damit müssen Sie leben. Die Mehrzahl der Kollegen wird Ihnen folgen. Sie strahlen natürliche Autorität aus.
Leider sind Menschen wie Sie häufig unbeherrscht und zu spontan. Das kann dazu führen, daß Sie zwar aufsteigen, jedoch mit der Zeit mehr Feinde als Verbündete haben. Wenn Sie dann einmal schwach sind, finden sich viele, die Lust haben, sich an ihnen zu rächen.
Man bewundert Sie und fürchtet Sie zugleich. Nicht selten sind Sie zu brutal und rücksichtslos. Vermutlich bemerken Sie das nicht einmal, weil Sie selbst "hart im Nehmen" sind. Denken Sie stets daran, daß andere empfindlicher sein können als Sie. Gehen Sie von Zeit zu Zeit zu den Kollegen und entschuldigen Sie sich für Ihre Direktheit. Menschen wie Sie haben immer einen Grund, andere um Verzeihung zu bitten. Besser wäre es natürlich, Sie würden Ihre Emotionen mehr in den Griff bekommen.
Für Vorgesetzte wirken Menschen wie Sie oft bedrohlich. Man unterstellt Ihnen - nicht immer zu Unrecht - Rebellion und Aufsässigkeit. Das kann dazu führen, daß Sie sich in Reibereien mit Chefs verlieren und es letztlich doch nicht schaffen, die Kollegen unter Ihre Alphatier-Führung zu bekommen.
Sie sind ein liebes Mäuschen mit bestimmt gutem Benehmen. Niemals kommen Sie auf eine gehobene Position in der Hackordnung. Wenn Sie lieb sind, sind die anderen nett zu Ihnen. Man nimmt Sie zwar nicht für voll, läßt Sie aber ungequält existieren. Wenn Sie jedoch Marotten haben, die den Kollegen auf die Nerven gehen, dann sind Sie ganz schnell das Opfer von Mobbing.
Von Menschen wie Ihnen geht manchmal eine gewisse Arroganz aus. Man merkt es Ihnen förmlich an, wie Sie ständig das Benehmen der anderen beobachten und schaudernd feststellen, daß Knigge das niemals erlauben würde. Wie eine Gouvernante registrieren Sie jeden Bruch der Höflichkeitsregeln. Wahrscheinlich haben Sie schon lange festgestellt, daß der einzige anständige Mensch im Team Sie sind. Der Chef kümmert sich auch nicht um Gerechtigkeit, die Welt ist einfach schlecht und böse.
Sie sind ein Typ für den "Club der Versager".
Als Club der Versager bezeichnet man jene, die im Team oder in der Abteilung nicht mithalten können und sich ungerecht behandelt fühlen. Man sieht, wie die anderen vorankommen, während man selbst beruflich auf der Stelle tritt. Da man mit dem Problem nicht allein bleiben möchte, sucht man sich Gleichgesinnte: andere Versager.
Frauen in diesem Club bestätigen sich gegenseitig, daß sie wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden. Männer ziehen sich darauf zurück, daß sie doch mehr auf innere Werte zugeschnitten sind und nicht auf die bulligen Kampftaktiken der Ellenbogentypen. Oder sie halten sich für aufrechte Charaktere mit Zivilcourage im Unterschied zu den Schleimern und Schleichern, die dem Chef sonstwo reinkriechen.
Männer im "Club der Versager" erleben zunehmend, daß Ihr Scheitern in krassem Kontrast zum Erfolg von Frauen steht. Dann kommen sie zu der Erkenntnis, daß den Frauen heutzutage sowieso alles geschenkt wird. Bei den erfolgreichen Frauen kann es sich nur um dumme Quotenkühe, hochgevögelte Chefmiezen oder verbiesterte Emanzen mit miesen Tricks handeln. Auf keinen Fall können Intelligenz, Persönlichkeit und Qualifikation für den Erfolg einer Frau ausschlaggebend gewesen sein. Dann wären sie schließlich selbst oben in der inoffiziellen oder der offiziellen Hierarchie.
So trifft sich im "Club der Versager" alles, was ganz unten in der Hackordnung steht und sich selbst für den "Club der Gerechten" hält.
Quelle: Hedwig Kellner: Die Teamlüge. Von der Kunst, den eigenen Weg zu gehen, Eichborn Verlag Frankfurt 1997, S. 66 ff.
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