Mobiles Arbeiten  -  eine Option mit Zukunft: Top oder Flop

Mobiles Arbeiten ist ein Zukunftsthema, das Unternehmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heftig beschäftigen wird. Die einen sehen darin mehr Produktivität durch erhöhte Motiviertheit und eine verbesserte Attraktivität als Arbeitgeber, die anderen eine größere Freiheit bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit, einen Beitrag, wie sich die Ballance zwischen Arbeit und Familie oder Freizeit verbessern lässt.

Umgekehrt sind auch die Risiken nicht zu übersehen: an der Spitze die schleichende Intensivierung der Arbeit, ...

Die Vergangenheit

Frühe Formen des Mobilen Arbeitens waren die Telearbeit, die bereits in den 70ger Jahren auftauchte, aber auch das sog. Home Office. Während die Telearbeit von Gewerkschaften in Tarifverträge gegossen wurde, subsumieren sich unter dem Begriff des Home Office alle möglichen Formen oft auch ungeregelte Arbeiten – nicht im Betrieb.

Die Gegenwart

Mit der Digitalisierung verschwanden Medienbrüche, Speichermedien wurden billiger, Geräte kleiner und leistungsfähiger, mit dem Cloud Computing und dem Übertragungsweg Internet ist die Nutzung von jedem beliebigen Ort, zu jeder beliebigen Zeit und mit jedem beliebigen browserfähigen Gerät möglich. Damit gehört der Betrieb als ausschließlicher Ort der Arbeit der Vergangenheit an, und Themenstellungen wie Mobiles Arbeiten, Flexibilisierung der Arbeitszeiten, Arbeitszeitmodelle und Führung virtueller Teams rücken in den Fokus auch der Betriebsratsarbeit.

Die Begrenzung von Mobilem Arbeiten und von flexibilisierten Arbeitszeitmodellen wird nicht bestimmt von der Technik. Technisch ist es schon heute möglich, gleichwertige Arbeitsplätze außerhalb des Betriebs - remote - anzubieten,  klar nicht in engem Sinne „mobil“ wie etwa im Zug aber doch dort, wo 90 Prozent der mobilen Arbeiten stattfinden - zu Hause, an Zweitwohnsitzen oder auch in anderen Filialstellen (von Außendienste einmal abgesehen).  

Die Begrenzung liegt im Wesen von Unternehmen und  Menschen selbst. Ein Unternehmen ist letztlich ein  Zusammenschluss von Menschen, die gemeinsam für einen Unternehmenszweck, ein Ziel und dessen Erfolg arbeiten.. und davon – in unterschiedlicher Weise - profitieren. Der Kitt für den Erfolg ist die Art der Zusammenarbeit, das Teamgefühl, der Austausch untereinander. Es sind letztlich die informellen Prozesse, die Vertrautheit schaffen. Vertrauen und Bindung ans Unternehmen, dazu braucht es direkten Austausch und Begegnungen.

Wichtige Regelungsinhalte

Es gibt nicht die eine, gute Lösung, die eine gute Betriebsvereinbarung, die für alle und alles passt. In welchem Rahmen Mobiles Arbeiten stattfinden kann, ist von vielen Faktoren abhängig: von der Art der Tätigkeit, den gemachten Erfahrungen im Unternehmen, der Führungs-und Unternehmenskultur, der Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Management und nicht zuletzt von dem Geld und der technischen Ausstattung, die im Unternehmen dafür bereitgestellt wird. 

Wichtig ist, dass der Betriebsrat seine Schutzfunktion wahrnimmt und Regelungen vereinbart, die auch dann halten, wenn sich der Wind im Unternehmen einmal dreht – denn aus seiner Aufgabe durch kollektivrechtliche Mitbestimmung die Balance zwischen Unternehmens- und Mitarbeiterinteresse sicherzustellen, leitet sich letztlich eine seiner essentiellen Existenzberechtigungen ab.

Auch wenn jeder Betrieb anders ist oder auch gerade deswegen, sollten die folgende Punkte betrachtet werden und in die Regelungen entsprechend mit einfließen.

Direkte Auswirkung auf die Einzelnen haben:

Direkte Auswirkung auf die Mitbestimmung bzw. das Handeln der Betriebsräte:

Aufgrund der Auswirkungen sind bei Regelungen zu Mobilem Arbeiten immer die  Arbeitszeitmodelle im konkreten Betrieb mit zu betrachten und ggf. zu ergänzen, besondere Beachtung und Risiken ergeben sich bei Vertrauensarbeitszeitmodellen. 

Mobiles Arbeiten und Arbeitszeitmodelle

Oft wird ein zwangsweiser Zusammenhang zwischen Mobilem Arbeiten und Vertrauensarbeitszeit hergestellt. Den sehen wir nicht, die Vertrauensarbeitszeit erhöht im Gegenteil die Risiken und Regelungsbedarfe, die sich bei einer Kombination ergeben, zumal die meisten Vertrauensarbeitszeitmodelle Mehrarbeit und  Zuschläge nicht „kennen“ d.h. nicht bezahlen oder zumindest eine Bezahlung zu vermeiden versuchen.  Hier gibt es mittlerweile eine Vielzahl von besseren Arbeitszeitmodellen, die dem Geben und Nehmen für Unternehmen und Mitarbeiter größere Rechnung tragen und vor allem auch den Unternehmen im vielbeschworenen Kampf um die Talente letztendlich zu Gute kommen.

Im Folgenden eine kurze schematische Darstellung, was die Regelungen aus unserer Sicht enthalten sollten:

Die Risiken

Was die Arbeitgeberverbände und Ihre Sprecher mit leuchtenden Augen als Flexibilisierung der Arbeit meinen, ist dass die Beschäftigten Ihre Arbeitszeiten natürlich an den Bedürfnissen der Unternehmen ausrichten sollen. So sollen Samstags- Sonn- und Feiertagszuschläge fallen, der Zeitrahmen einer wöchentlichen Arbeitsstunden reiche völlig aus.

 

Ingrid Maas, Februar 2018