Das Gedächtnis der Künstlichen Intelligenz

Computer verfügen über keine autonome Wahrnehmung. Sie können ihre Objekte nicht frei wählen, sondern benötigen einen von außen veranlassten Input.

Computer heute bekannter Architektur werden immer in dieser Sackgasse stecken bleiben. Eine nicht vorprogrammierte affektgesteuerte Wahrnehmung, als Reaktion auf ein Ereignis, auf Stimmungen oder freie Assoziationen bleibt ihnen verwehrt.

Den großen Sprachmodellen, die den Chatbots zugrundeliegen, spricht man ein immenses Gedächtnis zu, basierend auf den Milliarden und Abermilliarden von Trainingsdatensätzen, die sie aus dem Internet und weiteren umfangreichen Datentöpfen haben. Sie können dieses Gedächtnis aber nicht aus eigenem Antrieb abrufen, sondern nur in dem Rahmen, in dem jemand von außen etwas will, z.B. dem Chatbot eine Frage stellt oder einen Auftrag erteilt. Wenn KI-Systeme etwas „erinnern“, tun sie das per Mustererkennung nach einem Prinzip der ungefähren Ähnlichkeit. Zu Operationen, die man als echtes abstraktes Denken bezeichnen könnte, sind sie nicht fähig.

Ähnlich kann es uns mit dem aktiven und passiven Wortschatz einer zu schnell gelernten Fremdsprache gehen. Wir kennen unheimlich viele Vokabeln, aber im aktiven Leben fallen uns viele dieser gelernten Wörter nicht ein. Natürlich können wir Vokabeln in großer Menge und kurzer Zeit pauken, aber normalerweise stützt sich unser Gedächtnis auf Erfahrungen, die wir im realen Leben gemacht haben. Diese Erfahrungen beruhen nicht allein auf den vom Verstand gesteuerten kognitiven Prozessen unseres Gehrins. Immer sind auch Emotionen daran beteiligt. Ein Computer hat aber keine Erfahrungen. Sein „Wissen“, das sein Gedächtnis bildet, wurde ihm „eingelesen“, durch einen Upload-Prozess auf seine Speichermedien befördert. Die Arithmetik seiner „Gedanken“, also seine Verarbeitungsregeln, wurde den simulierten Neutronen seiner Software per umfangreichem Training mit millionen- bis billionenfachen Wiederholungen beigebracht.


Quelle: Wikipedia

Es verhält sich ähnlich wie beim Nürnberger Trichter. Die heute gebräuchliche Redewendung meint damit ein Verfahren, jemandem ohne geringste Anstrengung eine beliebige Menge Wissen buchstäblich eintrichtern zu können, sozusagen ohne die Mühe, lernen zu müssen. Leider fehlt bis heute jede Erfahrung, dass das Verfahren funktioniert hat .

Seit spätestens Descartes mit seinem berühmten cogito ergo sum haben wir gelernt, Geist und Körper zu trennen. Der heutige Stand der Neurologie bestätigt diese Trennung nicht. Neue Erinnerungen lösen Veränderungen der Neutronenverbindungen in unserem Gehirn aus.

Computer müssen alles simulieren. Die künstlichen Neurone der Neuronalen Netze sind Softwareprodukte, ebenso die Verbindungen in Form der gepspeicherten Verbindungsgewichte.

Unter dem Begriff Neuromorphe Systeme verbergen sich Bemühungen, die Fähigkeit autonomer Wahrnehmung durch neuartige Konzepte zu realisieren, indem kognitive Aufgaben auch mit Hilfe von Nemristoren hardwarebasiert erledigt werden sollen. Das sprichwörtliche Licht am Ende des Tummels ist allerdings noch nicht in Sicht.

Karl Schmitz Mai 2024