KI-Schulung

Anregungen für Schulungen und Weiterbindung zum Thema Künstliche Intelligenz

Artikel 4 AI Act der Europäischen Union Inkrafttreten 2.2.2025

Die Anbieter und Betreiber von KI-Systemen ergreifen Maßnahmen, um nach besten Kräften sicherzustellen, dass ihr Personal und andere Personen, die in ihrem Auftrag mit dem Betrieb und der Nutzung von KI-Systemen befasst sind, über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen, wobei ihre technischen Kenntnisse, ihre Erfahrung, ihre Ausbildung und Schulung und der Kontext, in dem die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, sowie die Personen oder Personengruppen, bei denen die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, zu berücksichtigen sind.


Wenn es um die Beschäftigten geht, sind sich alle einig: Schulung ist das A & O, ohne geht gar nichts, Medienkompetenz ist gefragt. Doch in der Praxis geschieht wenig, geringe Fortschritte trotz verbreitetem Einsatz der Technik. Daran schein auch der Artikel 5 des AI-Act der Europäischen Union wenig zu ändern. Die Überzahl der Firmen zeigt trotz dieser Verpflichtung wenig Aktivitäten, überlässt die Qualifizierung ihrer Leute dem Zufall oder persönlichen Initiativen (Details zur Schulungs-Propaganda).

Die traditionelle Schule mit ihren Klassenräumen und dem Frontalunterricht steht Pate für die meisten Schulungskonzepte. Daran ändert auch das Online-Angebot wenig. E-Learnings geben ihren Benutzern immerhin die zeitliche Autonomie ihres Lernens zurück, präsentieren ihren Soff aber immer noch im virtuellen Eins-zu-Eins und sind eher Vokabellernen als Lernen aus Erfahrung. Anders wird es erst, wenn Lernen in den normalen Arbeitsalltag integriert ist, als Gemeinschaftserlebnis mit den Kolleginnen und Kollegen.

Rahmenbedingungen
 

Jedes erfolgversprechende Lernen braucht Rahmenbedingungen, für die ein Unternehmen zu sorgen hat. Dazu gehört zuallererst eine Vision oder Strategie, was das Unternehmen in welchen Bereichen und bei welche Aufgaben mit KI-Unterstützung anfangen will.

Natürlich muss eine geeignete Technik (Details) bereitgestellt und zugänglich sein, begleitet von einem von der Unternehmensstrategie getriebenen mind set, der den Beschäftigten das Gefühl vermittelt, das Beste für die Arbeit aus der Technik herauszuholen, sie zur Unterstützung der arbeitenden Menschen und nicht zu ihrem Ersatz einzusetzen und von der obersten Führungsebene erfahrbar gewollt wird. Dies lässt sich gut in unternehmensspezifischen Guidelines festhalten, die sich nicht in allgemeinen Formulierungen verlieren, sondern konkret beschreiben, was gewollt ist und was nicht (Details und Ausschnitt aus einer Betriebsvereinbarung).

Vor diesem Hintergrund lassen sich Qualifizierungelemente (in Form von Schulungen, kleinen Projekten, besonderen Veranstaltungen und Events) in das laufende Geschäft einbauen. Diese können modular aufgebaut werden, sollen Grundsätzliches vermitteln, wie die KI-Technik überhaupt funktioniert, was sie kann und auch was sie nicht kann.

Das Schulungsprogramm

Hier ein Vorschlag:

Basiswissen
 

Man sollte schon wissen, wie die KI-Technik funktioniert, was die Prinzipien der sog. Allgemeinen Generativen Intelligenz (AGI), was Large Languarge Models und Chatbots sind. Details

Die Leistungsmöglichkeiten der Technik werden von der Hersteller-Werbung zu Genüge ins Rampenlicht gestellt. Für ein Unternehmen ist es empfehlenswert, den geplanten Einsatz anhand der Ziele darzustellen, die sich aus der Unternehmensstrategie ergeben. Genauso wichtig ist es aber, auch die Leistungsgrenzen der Technik deutlich zu machen. Alle Beteiligten sollten wissen:

  • Die Ergebnisse beruhen auf Mustererkennung in einer überaus großen Datenmenge, mit der die Systeme trainiert wurden.
  • Sie verfügen über keine autonome Wahrnehmung und über kein Bewusstsein.
  • Sie können aus eigenem Antrieb keine Entscheidungen treffen.
Methodenmix
 

Klassische Schulungen in Form von Plenarveransteltungen, Vorträgen oder Seminaren mögen geeignet sein für die Präsentation ausgewählter Teile des Basiswissens oder eine Darstellung der Unternehmensstrategie. Sie allein versprechen keinen nachhaltigen Erfolg.

Menschen lernen eher durch Imitation und eigene praktische Erfahrung. Deshalb sollten vorrangig Räume für solche Erfahrungen geschaffen werden, am besten durch direkte Einbindung in die Prozesse der täglichen Arbeit, also praktisches Üben, nicht nur als Inuviduum jeder für sich, sondern im Team, einem Zusammentreffen mehrerer Menschen in einem Projekt oder einer vergleichbaren anderen Form. Vorträge, wenn es denn sein muss, finden nur ausnahmsweise oder auf Anforderung statt. Als Hilfe immer gut geeignet ist der Zugriff auf eine - im Laufe der gesammelten Erfahrungen ausführlicher werdene - Online-Bibliothek mit E-Learnings, kleinen Videos oder ganz einfach themenbezogenen Beiträgen, lieber mit guter Suchfunktion als mit Ticketsystem für Buchungen, Hilfen sozusagen at your fingertips, frei von jeder Bürokratie.

Firmenspezifische KI-Anwendungen
 

Verfügt ein Unternehmen über für seine Ansprüche spezialisierte Chatbots, so lassen sich mit deren Hilfe eigene Trainings aufbauen, die sehr gut in die Tagesarbeit integriert werden können. Dies ist natürlich auch mit lizenzierten Standardprodukten wie ChatGPT von ApenAI, Gemini von Google oder Claude von Anthropic möglich (vorausgesetzt, das Unternehmen hat dafür gesorgt, dass sich die Systeme in einer geschützten Umgebung befinden).

  • Arbeitsaufgaben: Herausfinden wie sich in Teambesprechungen ausgewählte Aufgaben aus der Tagesarbeit mit Hilfe von Chatbots unterstützen lassen, feststellen, wo dies wirklich weiter hilft, wo der Einsatz nur zum besseren Verständnis taugt, wo er zusätzliche nützliche Ergebnisse liefert. Aber auch: welche Erwartungen nicht erfüllt werden. Gemeinsames Überlegen von erfolgversprechenden Fragestellungen, erfahren, was andere Formulierungen zu demselben Sachverhalt bringen, an Beispielen auch die Leistungsgrenzen erkennen. Wichtig ist es, diese Erfahrungen im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen zu machen, gemeinsam zu erleben, wie man Standards für eine erfolgreiche Unterstützung durch die KI-Technik gewinnt. Solche Erfahrungen sind nicht auf die textbasierten Chatbots begrenzt, sie lassen sich genauso gut für den Umgang mit Bildgeneratoren erwerben.
  • Prompts: Vieles hängt von den „richtigen“ Formulierungen der Fragestellung ab, den sogenannten Prompts. Dies lässt sich gut in kleinen Gruppe testen, mit vorgegebenen oder selber ausgedachten komplexeren Fragestellungen, die nicht unbedingt einen direkten Bezug zur Arbeit haben müssen. Man kann dann gemeinsam überlegen und erfahren, wie man die Thematik eingrenzt, präzisere Ergebnisse bekommt, wie man das Ergebnis besser detaillieren kann und wo man auf Grenzen stößt. Auch hier ist es vorteilhaft, diese Erfahrungen nicht nur individuell, sondern in gemeinsamer Arbeit zu sammeln.
  • Grenzen testen: Da die KI-Ergebnisse allergrößten Teils mit Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung ermittelte Prognosen auf der Grundlage sehr großer Trainingsdaten sind, ist es dringend geboten, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo die Grenzen verlässlicher Antworten liegen. Die lässt sich hervorragend in kleinen Teams und im Gespräch über die Ergebnisse erfahren. Dazu kann man dem System Fragen stellen, die bewusst außerhalb oder am Rande des vermuteten Umfangs der Trainingsdaten des Systems liegen. Hier ein Beispiel.

Ein erfahrungsorientiertes Lernen ist die beste Methode, den betroffenen Menschen ein Gefühl für einen selbstsicheren Umgang mit der Technik zu verschaffen und die von der veröffentlichten Propaganda geschürte Angst vor Arbeitsplatzverlust und Abqualifizierung durch eine realistische Beurteilung zu ersetzen.

Für die Umsetzung der aufgezählten Vorschläge ist es ausgesprochen nützlich, wenn es dafür personelle Unterstützung gäbe. Leider haben bisher Führungskräfte nur in seltenen Fällen die Fähigkeit erworben, solche Unterstützungen leisten zu können. Die gängigen Bezeichnungen Trainer oder Coach für solcherart Lernunterstützung treffen den hier erforderlichen Sachverhalt nicht. Es geht eher um eine Lernbegleitung mit den Effekten Lernen durch Erfahrung und Hilfe zum selbstorganisierten Lernen. Dies ist leichter beschrieben als getan. Es erfordert einen gegenüber der traditionellen Auffassung stark veränderten mindset. Aber man kann es immerhin versuchen. Für ein Unternehmen bieten sich mehrere Möglichkeiten an:

  • Befähigung der Führungskräfte: Trainingsmethoden wie oben dargestellt speziell für Führungskräfte, unterstützende Mentorenprgramme.
  • Ausgebildete Trainingspersonen: Eigenes Personal für die Wahrnehmung der genannten Aufgaben im Rahmen des Aus- oder Aufbaus eines Bereichs in der Personalentwicklung mit dem Aufgabenumfang, die Trainings selber durchführen zu können oder den Führungskräften unterstützend zur Verfügun‚g zu stehen.
  • Expertenkarriere für Mitarbeitende: Angebot einer internen Spezialistenkarriere für erfahrene Mitarbeitende als Lernbegleiter, auch für Teile ihrer Arbeitszeit oder im Rahmen von Freistellungen für entsprechende Projekte
  • Einkauf geeigneter Trainings: Trotz umfangreichem Angebot die komplizierteste Methode. Und man muss Glück haben, geeignete Anbieter zu finden.

Verbreitetes Gegenargument der Unternehmen für ihre Untätigkeit sind die Kosten des Investments in ein bisschen Personalentwicklung. Rechnet man dagegen, was es kostet, den Anschluss nicht zu verpassen und planlos den Empfehlungen der Unternehmensberatungen folgend Technik einzukaufen, so ergibt sich ein anderes Bild. Allein unter betriebswirtschaftlicher Betrachtung ist es ausgesprochen unproduktiv, die Menschen jeder für sich allein gelassen irgendwelche Erfahrungen machen zu lassen. Die Rache des Schicksals für diese Art von Inkompetenz besteht dann darin, dass sehr viel Zeit mit umständlicher Arbeitsweise, oft ergebnislos und frustriert vertan wird. Begeisterung für einen kreativen Umgang mit technischen Neuheiten findet in solchem Umfeld nicht statt.

Karl Schmitz • Januar 2025