Die Balanced Scorecard, ein "Verfahren, das den gesunden Menschenverstand zur Management-Methode erhebt" (Chris Stehle, ehem. kaufm. Leiterin einer ABB-Firma), ist nicht für jede Firma geeignet. Sie ist gut anzuwenden in "gestandenen" Unternehmen, vor allem, wenn sie den Wechsel ihrer aus dem Industriezeitalter stammenden Orientierungen für das Informationszeitalter vollziehen wollen, mit anderen Worten: Die BSC ist eine Methode für "Stadtkulturen". Jungen Startup-Companies wäre mit anderem Focus besser gedient, z.B. mit Verfahren, die sie daran hindern, ihren Aufbau- und Entwicklungsprozess mit zu hoher Ressourcenverschwendung zu betreiben.
"What you can't measure you can't manage" - dieser unternehmerischen Fehlhaltung begegnet die Balanced Scorecard mit der Strategie des Quantifizierens vieler qualitätsorientierter Größen, die traditionelles Management schlicht für nicht quantifizierbar hält. Am schwierigsten ist dies bei der Lern- und Entwicklungsperspektive. Die Autoren Kaplan und Norton entschuldigen sich förmlich dafür, wenn sie provisorische Verfahren vorschlagen, bei denen "einfach aufgeschrieben" wird, was man tun will. Wenn man z.B. in einem Fragebogen zwischen 1 und 6 die Mitarbeiter ihre Zufriedenheit bewerten lässt, so glaubt man, dem Quantifizierungs-Götzen den schuldigen Tribut gezahlt zu haben anstatt den Mut zu haben, sich auch zu heuristischen Verfahren zu bekennen, getreu der Einsicht, dass alles Erkennen in konzentrischen Kreisen erfolgt, mit wachsender Präzision bei jedem neuen sich Bemühen um die Wahrheitsfindung.
Hauptschwachpunkt des BSC-Verfahrens ist die Lern- und Entwicklungsperspektive, wie die Autoren selber einräumen.