Die Mode-Management-Strategien Shareholder-Value-Konzept, Downsizing oder Business Reengineering vernachlässigen chronisch den Blick auf die Menschen:
Hinter allen Produkten, Dienstleistungen und Unternehmensprozessen, hinter allen Strategien, Methoden und Daten stehen auch heute immer noch die Menschen, die die Arbeit tun. Menschen, die sich ... als Opfer, nicht als Nutzniesser dieser neuen, ausschließlich auf zahlenmäßigen Erfolg ausgerichteten Unternehmensstrategien empfinden - mit entsprechend verheerenden Folgen für den Unternehmensgeist.
Tom Morris: Aristoteles auf dem Chefsessel. Was Manager von Philosophen lernen können. Landsberg 1997, S. 13
Zu viele Menschen fühlen sich zu unsicher, zu bedroht, zu wenig anerkannt in ihrer Arbeit. Als Folge geht ihnen die Motivation verloren. Sie werden sich nicht mit Energie in eine Sache verbeißen, sie werden nicht an ihre Grenzen gehen, und sie werden nicht ihren Job so gut tun, wie es ihnen nur möglich ist.
Tom Morris weiter: Wir stehen vor einer spirituellen Krise, nicht nur in der Wirtschaft und im Wirtschaftsleben, sondern in der Gesellschaft insgesamt... Meiner Überzeugung nach haben heute viele Unternehmen, bildlich gesprochen, bereits ihren letzten Tropfen Treibstoff - die Motivation ihrer Mitarbeiter - verbrannt, haben das aber wegen der allen organisatorischen Prozessen innewohnenden Trägheit (noch) nicht registriert. Ebenda, S. 14.
Die eigentliche, wirkliche Grundlage dauerhafter Spitzenleistungen sind die Menschen, die die Arbeit tun. Dies ignorieren die derzeitig sich en vogue befindlichen Managementtheorien fast vollständig.
Zusammenfassend lassen sich folgende krisenverschärfende Tendenzen feststellen:
Diese Überlegungen verdienen eine vertiefende Betrachtung. Wenn die Analyse des Tom Morris stimmt, dann ist die derzeitige Generation von Topmanagern dabei, einen schweren Flurschaden anzurichten, wobei der point of no return für viele Unternehmen, vor allem die Großkonzerne, bereits überschritten sein könnte.
Die Human Resources sind dem mode-orientierten Top-Management selbstverständlich ein Anliegen. Sie alle wollen den Arbeitnehmer als mitdenkenden Unternehmer-Typ. Und auch sie wissen, dass dafür atmosphärische Voraussetzungen zu schaffen sind. Deshalb stehen Unternehmenskultur-Konzepte heute hoch im Kurs.
Nur die betroffene Clientel, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so scheint es, haben das Vertrauen verloren. Sie lassen sich nicht mehr mit einem Hauch von human touch zu Spitzenleistungen motivieren. Und sie lieben es auch immer noch nicht, wie Schachfiguren auf den Brettern der Global Players herumgeschoben zu werden. Kurzum, sie haben die Nase so ziemlich voll von all den Flexibilitäts-Übungen.