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Ebenfalls dem grafischen Benutzer-Interface ist es zu verdanken, dass zeitgemäße Computer ihren Benutzern die Chance bieten, die zu erledigenden Aufgaben selber direkt zu steuern. Wo die traditionellen Großrechnerterminals nur über die Tastatur als Eingabegerät verfügen, können Arbeitsplatzrechner mit deutlichen Erweiterungen der Aktionsmöglichkeiten des Benutzers gegenüber dem Computer aufwarten. Die Maus erlaubt das direkte und gezielte Eingreifen an allen Stellen der Arbeit, die gerade auf dem Bildschirm als Anzeigemedium sichtbar sind.
Diese Steuerungsmöglichkeiten lassen sich noch erweitern - heute noch mit leichten Schwierigkeiten, aber von Monat zu Monat in brauchbarerer Form - durch elektronische Kugelschreiber (Pen-orientierte Systeme), durch Berührungen auf dem Bildschirm (touch screen), durch Einsatz von Digitalisier-Tabletts oder auch durch Spracheingabe per Mikrophon. Diese Geräte kann der Benutzer direkt in die Hand nehmen wie das Steuer eines Autos.
Man sieht auf der Stelle, was man tut und hat sofortige Korrekturmöglichkeiten, wenn das Arbeitsergebnis den Erwartungen nicht entspricht. Die Regie liegt ganz klar beim Benutzer, ihm fällt die aktive und bestimmende Rolle zu, er sagt dem Computer, was zu geschehen hat. Diese aktive Benutzerrolle ist eng verbunden mit dem Werkzeugcharakter der arbeitsplatzrechnerorientiertenComputer-Technik.
Fast immer, vor allem wenn eine Arbeitsaufgabe sich schlecht oder nur unter deutlichem Qualitätsverlust standardisieren lässt, ist die direkte Steuerung des Computers durch den Benutzer die vorzuziehende Methode. Gleiches gilt, wenn die Arbeitsaufgabe in ihrem Umfang noch gar nicht klar ist, sich während der Arbeit verändern kann oder von Dingen abhängt, die der bearbeitende Mensch nicht beeinflussen kann, mit anderen Worten immer dann, wenn hohe Flexibilität gefordert ist.
Die Steuerung durch den Benutzer erfolgt heute meist durch direkte Manipulation, indem man mit der Maus ein Objekt "anfasst" und etwas mit ihm macht. Eine Alternative zu dieser Art von Steuerung ist das Arbeiten mit einer Kommandosprache. Auch hier handelt es sich um direkte Steuerung durch den Benutzer. Typisches Beispiel: die im Zusammenhang mit Datenbanken verwendete Befehlssprache SQL.
Jede solche Kommandosprache ist aber eine formale Kunstsprache, die über eine Reihe von Befehls-Vokabeln und eine eigene Grammatik (Syntax) verfügt. Beides muss man lernen wie bei einer echten Fremdsprache. Im Unterschied zu einer natürlichen Sprache sind die Computersprachen aber sehr abstrakt und erscheinen für normale Menschen oft sehr willkürlich. Dadurch wird ihr Erlernen spürbar erschwert. Ein Vergleich mit dem Autofahren mag dies deutlich machen. Hier wäre das Arbeiten mit einer Kommandosprache zu vergleichen mit dem Taxifahren; dabei muss man schließlich dem Chauffeur sagen, wohin die Reise gehen soll. Nun haben leider viele Beispiele es an sich, dass sie hinken. So hier auch: leider muss man dem Computer-Taxichauffeur nicht nur sagen, wohin es geht, sondern in großen Teilen auch noch, wie, auf welchen Straßen und mit welchen Abbiegungen man zum gewünschten Ziel gelangen kann. Es ist eher wie bei einem Kellner, dem man nicht einfach den Menüwunsch mitteilt, sondern gleich das ganze Kochrezept vorbuchstabieren muss.
Der Vergleich offenbart auch die angenehm-nützlichen Seiten der befehlsorientierten Steuerung eines Computers. So, wie es manchmal sehr bequem ist, mit Chauffeur zu fahren, so sind kommandogesteuerte Bedienungen eines Computers sicher immer dann sinnvoll und bequem, wenn sowieso feststeht, wie die Aufgabe zu lösen ist, und die Arbeitsabläufe sich deshalb weitgehend automatisieren lassen. In solchen Fällen sollten sparsame Kommandos ausreichen und nicht das ganze Kochrezept erneut heruntergetippt werden müssen.
Der Gegensatz zu einem benutzergesteuerten System ist eine computergesteuerte Software. Hier liegt die Regie nicht beim Benutzer, sondern beim Computer - genauer gesagt: beim System. Auch in benutzergeführten Systemen mit dem Charakter direkter Steuerung durch den Benutzer gibt es computergeführte Zwangsdialoge, z.B. wenn man ein Programm verlassen will oder ein Dokument schließt, ohne es vorher gesichert zu haben. Man hat dann nur noch die Wahl zwischen dem Zuendeführen der Operation in der vom Computer erzwungenen Weise oder dem Abbruch der ganzen Operation. Im Zusammenhang mit dem Thema Umgang mit Fehlern kommen wir auf diese Art von Zwangsdialog nochmals zurück.