Erste Erfahrungen in Deutschland datieren aus dem Jahr 1988 mit 38 Teleheimarbeitern. Der Versuch wurde dann später auf über 300 Mitarbeiter ausgedehnt und wird in der Literatur als Erfolg beschrieben (Wir wissen leider nichts Genaueres darüber). Geregelt wurde damals unter anderem eine Anwesenheitspflicht am Heimarbeitsplatz (komisch!), um dem Einwand zu entgehen, die lieben Mitarbeiter seien auf die Entfernung ja nicht zu kontrollieren. Die Mitarbeiter sehen die Vorteile in der Ersparnis von Wegezeiten, in angenehmerer Arbeitsumgebung, störungsfreierem Arbeitenkönnen und in höherer Motiviertheit, wovon das Unternehmen dann auch wieder etwas hat. Es gibt unterschiedliche Formen der Telearbeit; dahinter stehen unterschiedliche Motive für die Einführung.
Die Zahl der Telearbeiter soll weltweit bis zum Jahr 2005 auf fast 29 Millionen Menschen steigen. Das hat eine Studie des Marktforschungsunternehmens IDC ergeben. 1999 gab es in Deutschland 2,5 Millionen Telearbeiter. Das entspricht 6 Prozent der Erwerbstätigen. Die meisten Telearbeiter gibt es in den skandinavischen Ländern wie Finnland und Schweden. Als Grund gaben die Marktforscher die niedrigeren Kosten für die notwendige Kommunikationstechnologie an. Aber auch in Großbritannien gibt es mehr Menschen, die auf den Gang ins Büro verzichten als in Deutschland.
Einen Tarifvertrag zur Telearbeit haben Telekom und Deutsche Post-Gewerkschaft abgeschlossen. Die wesentlichen Essentials: Freiwilligkeit der Teilnahme, Rückkehrrecht an den alten Arbeitsplatz, feste Bürotage oder -zeiten zwecks Wahrung der Sozialkontakte, breites Tätigkeitsspektrum. Diesen Vertrag betrachten wir nicht als eine glückliche Lösung, weil er detailliertere Regelungen auf betrieblicher Ebene ausdrücklich ausschließt (Teil II Paragr. 4 des Vertrags, siehe auch unsere Kritik am Telearbeit-TV).
Das technische Prinzip umfaßt: Computer und ISDN-Anschluß, eventuell weitere Computerperipherie (Drucker). Wenn Bedarf an mobiler Computerleistung besteht, dann umfaßt die Ausstattung einen Notebook-Rechner, den man zu Hause in eine Dock-Station schieben kann, damit man einen normalen Bildschirm und eine normale Tastatur hat. Die Verbindung zum Unternehmen stellt dieses oder bezahlt sie zumindest. Bei mobilem Rechnereinsatz stellen manche Unternehmen ihren Leuten sogar ein Handy für die Verbindung. Nicht mehr wie früher braucht das Arbeitsvolumen per File Transfer in den Heimcomputer des Mitarbeiters geschoben und nach erledigter Arbeit wieder zurückgeschickt werden, sondern die Online-Verbindung wird immer dann aufgebaut, wenn sie gebraucht wird, das geht bei ISDN in Sekundenbruchteilen. So haben die Mitarbeiter Zugriff auf alle elektronisch gespeicherten Informationen, an die sie im Büro herankommen.
Typische Softwareausstattung: Browser für Internet- und Intranet-Zugang, Mailsystem, weitere Kommunikationssoftware. Groupware-Anwendungen (Beispiele Lotus Notes und Microsoft Exchange/Outlook, pcTelecommute von Symantec).
Bei gesteigertem Komfort sind die Computer mit einer kleinen Kamera und Mikrophon ausgestattet, und man hat die Möglichkeit, elektronisch zu anderen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern, sei es in der Firma oder an deren Telearbeitsplatz zu Hause, Kontakt aufzunehmen. Man kann dann seine eigene Mini-Telekonferenz abhalten, zugegeben noch nicht in Top-Qualität, aber darauf soll es weniger ankommen. Außerdem verbessert sich die Technik schnell.
Unglaublich viele Tätigkeiten lassen sich - nicht ganz, fast nie ganz, aber zu großen Teilen - aus der Firma auslagern. Nicht nur die traditionellen Bereitschaftsdienste, vor allem das Operating, Programmiertätigkeiten oder Konstruieren lassen sich vom traditionellen Arbeitsplatz trennen, sondern auch weite Teile der Vorgangsbearbeitung im Rahmen vieler Sachbearbeitungstätigkeiten, z.B. Bearbeitung von Kundenreklamationen zu Stromrechnungen, Schadensregulierungen, und und und ...
Hatte man anfangs noch das Problem der Kontrolle von Arbeitszeiten, so läuft das heute überwiegend wie bei gleitender Arbeitszeit: oft minimal gehaltene Kernarbeitszeiten werden v.a. wegen der Erreichbarkeit vereinbart, ansonsten können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitszeit selbst disponieren. Oft werden die Arbeitszeiten schon gar nicht mehr aufgeschrieben, weil das Arbeitsvolumen in einer Zielvereinbarung zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem vereinbart ist. Nur relativ selten ist dieses Verfahren betrieblich geregelt (z.B. in Betriebsvereinbarung zu Zielvereinbarungen).
Skeptisch gibt sich auch eine Arbeitsgruppe im Rahmen des von der Bundesregierung gesponserten Forums Info 2000: Multimedia kein Zauberelexier für neue Arbeitsplätze, bestenfalls Nulleffekt für die Beschäftigung. Andere sehen das wesentlich kritischer: "Es stimmt nämlich nicht, dass Multimedia in fünf Jahren mehr Arbeitsplätze schafft als die Automobilindustrie. In fünf Jahren machen wir mehr Umsatz als die Automobilindustrie bei einem Tausendstel an Arbeitskräften", so der Zukunfts-Guru Bernd Kolb (econy 2/99, S.56).
Checklisten für Beschäftigte und für den Arbeitgeber zum Thema Telearbeit gibt es im Rahmen des EU-geförderten Projekts Mirti oder von der Bundeswehrhochschule Hamburg im Rahmen des Informationssystems Telearbeit Hamburg, getrennt für Unternehmen und Telearbeiter und natürlich noch an vielen anderen Stellen.
Wir haben im Rahmen eines Telearbeit-Projektes die wichtigsten Aspekte in einem Leitfaden zusammengetragen, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer VOR Beginn der Telearbeit in einem Gespräch klären sollten.
Trainings zum Thema Telearbeit sind sehr wichtig. Hier eine erste Adresse: Selbstmanagement fur Telearbeiter von Robert Sonntag, Amberg. Weitere Hinweise werden wir an dieser Stelle veröffentlichen.
Kommentierte Links zu anderen Seiten zum Thema Telearbeit findet man z.B. bei der IG Metall, aber auch an vielen anderen Stellen. Vgl. auch Überblick Telearbeitsprojekte in Deutschland.